Chinas Exportwachstum schwächt sich ab: Zollstreit mit USA bremst

Peking (Reuters) – Im Zuge des Zollstreits mit den USA hat sich das chinesische Exportwachstum deutlich abgeschwächt.

Die Ausfuhren stiegen im August im Jahresvergleich nur um 4,4 Prozent, wie die Zollbehörde am Montag mitteilte. Dies ist das langsamste Wachstum seit einem halben Jahr. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Plus von 5,0 Prozent gerechnet, nachdem im Juli noch ein Zuwachs von 7,2 Prozent verzeichnet worden war. “Die in den Augustzahlen sichtbare Abschwächung des Exportwachstums dürfte den Trend für den Rest des Jahres einläuten”, prophezeit LBBW-Analyst Sandro Pannagl.

Peking und Washington einigten sich am 11. August darauf, ihren Burgfrieden im Zollstreit um weitere 90 Tage zu verlängern. Damit blieben US-Zölle in Höhe von 30 Prozent auf chinesische Importe und chinesische Zölle in Höhe von zehn Prozent auf US-Waren bestehen.

Mit Blick auf die US-Handelsgespräche habe die erneute Fristverlängerung keine Impulse mehr geliefert, sagte der LBBW-Experte. “Die Exporte in die USA brachen um über 33 Prozent ein. Zudem werden die jüngste Ausweitung der US-Stahl- und Aluminiumzölle auf neue Produktkategorien sowie die im Raum stehenden Zölle auf Halbleiter und Pharmaprodukte die Dynamik wohl weiter belasten.”

Im Gegensatz dazu blieb die Nachfrage nach chinesischen Gütern in anderen Ländern noch robust: Sowohl mit Blick auf die Staaten der südostasiatischen Asean-Gruppe (+22,5 Prozent) als auch die EU (+10,4 Prozent) und Japan (+6,9 Prozent) konnten laut Pannagl “hohe Steigerungsraten” beim Export verzeichnet werden: “Aber auch diese Märkte dürften sich bald abschwächen. Innenpolitische Turbulenzen in Indonesien, Thailand und Japan könnten die dortige Wirtschaft in den kommenden Monaten belasten.”

Asean ist ein Verband südostasiatischer Staaten, dem unter anderen Vietnam, Indonesien und Singapur angehören. Um die Auswirkungen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auszugleichen, versuchen chinesische Hersteller, ihre Waren verstärkt in diese Region, aber auch nach Afrika und Lateinamerika zu exportieren.

VERHALTENE BINNENNACHFRAGE

Auch die Einfuhren legten im August in China mit 1,3 Prozent schwächer zu als erwartet. Volkswirte hatten ein Plus von 3,0 Prozent auf dem Zettel, nach einem Zuwachs von 4,1 Prozent im Juli. Chinas Handelsüberschuss belief sich im August auf 102,3 Milliarden Dollar, nach 98,24 Milliarden Dollar im Juli. Er lag damit aber immer noch deutlich unter den 114,8 Milliarden Dollar vom Juni. “Die schwache Importnachfrage ist ein Spiegelbild der verhaltenen Binnennachfrage”, erläuterte Analyst Pannagl. Importsteigerungen konzentrierten sich demnach vor allem auf den Technologiebereich, während bei Pharma, Energie und landwirtschaftlichen Produkten ein Minus zu Buche stand.

Unklar ist, ob die Regierung in Peking im vierten Quartal zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen ergreifen wird, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Regierung hat sich für dieses Jahr ein Ziel für das Wachstum der Wirtschaft im Reich der Mitte von “rund fünf Prozent” gesetzt. Laut Xu Tianchen, leitender Ökonom beim Analysehaus Economist Intelligence Unit, hat Peking noch mehrere Pfeile im Köcher, um diese Marke auch wirklich zu erreichen: Dazu zähle die Option einer lockeren Geldpolitik und das Drehen an Stellschrauben, um die Kreditvergabe anzukurbeln.

(Bericht von Joe Cash, bearbeitet von Reinhard Becker.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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