Moskau (Reuters) – Russland und Belarus haben am Freitag ihr gemeinsames Großmanöver an der Grenze zum Nato-Territorium begonnen.
Die Übung mit dem Namen “Sapad 2025” (“Westen 2025”) finde in beiden Ländern sowie in der Ost- und Barentssee statt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Das Manöver kommt in einer Zeit außergewöhnlich hoher Spannungen zwischen Russland und der westlichen Welt. Am Mittwoch hatte Polen mit Unterstützung seiner Nato-Verbündeten mutmaßlich russische Drohnen über seinem Luftraum abgeschossen. Die Regierung in Moskau weist eine Verantwortung für den Vorfall zurück.
Ziel des bis zum 16. September geplanten Manövers sei es, die Fähigkeiten von Kommandeuren und Stäben sowie die Zusammenarbeit und die Ausbildung von Truppen zu verbessern, teilte das Moskauer Ministerium auf Telegram weiter mit. In einer ersten Phase sollen die Truppen die Abwehr eines Angriffs auf Russland und dessen Verbündeten Belarus simulieren. Die zweite Phase konzentriere sich auf die “Wiederherstellung der territorialen Integrität des Unionsstaates und die Zerschlagung des Feindes”, hieß es weiter. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte am Donnerstag erklärt, die Übungen, auch die in der Nähe der polnischen Grenze, richteten sich nicht gegen ein anderes Land.
Der Drohnen-Vorfall über Polen wurde im Westen jedoch als Weckruf für die Nato und als Test ihrer Reaktionsfähigkeit gewertet. Westliche Länder sprachen von einer bewussten Provokation Russlands. Ein hochrangiger russischer Diplomat in Polen sagte, die Drohnen seien aus Richtung der Ukraine gekommen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, seine Drohnen hätten einen Angriff in der Westukraine ausgeführt. Polens Außenminister Radoslaw Sikorski sagte im US-Sender Fox News, dass auch Drohnen aus Richtung Belarus auf polnisches Territorium gefeuert worden seien. Es sei jedoch nicht geplant gewesen, Ziele in Polen zu treffen. US-Präsident Donald Trump sagte, das Eindringen der russischen Drohne in Polen könnte ein Versehen gewesen sein.
Bereits vor dem Vorfall hatte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk die bevorstehenden “Sapad”-Manöver als “sehr aggressiv” bezeichnet. Er kündigte an, dass Polen seine Grenze zu Belarus am Donnerstag um Mitternacht schließen werde. Belarus grenzt auch an die Nato-Mitglieder Litauen und Lettland.
(Bericht von Reuters; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Philipp Krach; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)