(Reuters) -Bei einem Luftangriff des Militärs in Myanmar sind nach Angaben einer örtlichen Miliz mindestens 19 Schüler getötet worden. Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren hätten sich während des Vorfalls vergangene Woche in einem Internat in der westlichen Gemeinde Kyauktaw befunden, teilte die sogenannte Arakan-Armee mit. Die Gruppe kämpft in der an Bangladesch grenzenden Unruheprovinz Rakhine gegen das Militär. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef bestätigte, dass Kinder getötet und verletzt wurden, nannte jedoch keine genaue Zahl. “Der Angriff fügt sich in ein Muster immer verheerenderer Gewalt im Bundesstaat Rakhine ein, bei dem Kinder und Familien den höchsten Preis zahlen”, hieß es in einer Erklärung. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war zunächst nicht möglich, da die Militärregierung in Teilen von Rakhine den Internet- und Mobilfunkzugang gekappt hat. Ein Militärsprecher war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Das Militär hat seine Offensive zuletzt verstärkt und will vor einer für Dezember geplanten Wahl die Kontrolle über abtrünnige Gebiete zurückgewinnen. Es setzt landesweit zunehmend auf seine Luftwaffe. Allein im vergangenen Monat wurden bei fast 500 Luftangriffen mehr als 40 Kinder getötet und 15 Schulen getroffen, wie die im Exil befindliche Nationale Einheitsregierung (NUG) mitteilte. In Rakhine kämpft das Militär seit Monaten gegen die Arakan-Armee. Die Miliz strebt eine größere Autonomie für die Küstenregion an, die seit langem als eine der unruhigsten des Landes gilt und in der auch die verfolgte muslimische Minderheit der Rohingya lebt. Eine Militäroffensive im Jahr 2017, die von den Vereinten Nationen als ethnische Säuberung eingestuft wurde, zwang Hunderttausende Rohingya zur Flucht ins benachbarte Bangladesch.
Myanmar ist eines der ärmsten Länder Südostasiens und wird seit einem Militärputsch im Jahr 2021 von Gewalt erschüttert. Damals stürzte die Armee die gewählte Regierung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Nachdem landesweite Proteste brutal niedergeschlagen wurden, entwickelte sich eine bewaffnete Widerstandsbewegung gegen die Militärherrschaft. Diese regiert das Land seit vier Jahren unter Notstandsrecht. Sie hat im vergangenen Monat eine Übergangsregierung gebildet und Wahlen ab dem 28. Dezember zugesagt. Westliche Regierungen und Menschenrechtsgruppen kritisieren die Wahl als Scheinwahl. Am Montag teilte die vom Militär unterstützte Wahlkommission mit, dass die Abstimmung in insgesamt 65 Wahlkreisen in von Rebellen kontrollierten Gebieten nicht stattfinden werde.
(Bericht von Shoon Naing, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)