– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Der niedersächsische Stahlkonzern Salzgitter will nach dem geplanten Einstieg in eine grüne Produktion weitere Ausbaustufen verschieben.
“Die wirtschaftlichen und politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen haben sich seit 2022 erheblich verschlechtert”, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Konzern habe deswegen entschieden, die zweite und dritte Stufe seines Salcos-Projekts zeitlich um etwa drei Jahre nach hinten zu verschieben. “Wir werden somit erst im Jahr 2028/29 über die nächsten Investitionen beraten und nicht, wie bislang geplant, 2026.”
Die erste Stufe werde planmäßig im ersten Halbjahr 2027 umgesetzt, betonte Groebler. Dafür habe der Aufsichtsrat am Donnerstag zusätzliche Mittel in Höhe von etwa zehn Prozent der Gesamtsumme von rund 2,3 Milliarden Euro freigegeben. Dann könne Salzgitter etwa zwei Millionen Tonnen Stahl anbieten mit einer C02-Einsparung von rund 30 Prozent bezogen auf die Gesamtemissionen.
In der Branche sind in den vergangenen Monaten Zweifel an der Machbarkeit eines grünen Umbaus lauter geworden. Die Schwerindustrie gehört in Deutschland zu den größten CO2-Emittenten. Im Juni hatte der Stahlriese ArcelorMittal angekündigt, seine milliardenschweren Pläne für den Umbau zu einer klimaschonenden Produktion in den Werken Bremen und Eisenhüttenstadt zu beenden. Der Konzern begründete dies mit der angespannten Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion.
Groebler betonte, dass die Bundesregierung sich bei der EU aktiv für einen konsequenten Handelsschutz einsetzen müsse. Der Wasserstoff-Markthochlauf müsse beschleunigt und die Energiekosten gesenkt werden. Der Manager ist auch Präsident des Lobbyverbandes Wirtschaftsvereinigung Stahl.
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