Trump-Äußerungen zur Ukraine beflügeln Rüstungsaktien

(Reuters) – Überraschende Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zum Ukraine-Krieg lassen Anleger bei Rüstungskonzernen zugreifen.

Die Aktien von Rheinmetall kletterten in der Spitze um 2,5 Prozent auf 1959 Euro und erzielten damit ein frisches Rekordhoch. Die Titel des Rüstungszulieferers Hensoldt und des Panzergetriebe-Herstellers Renk verteuerten sich jeweils um rund fünf Prozent. Ein breit aufgestellter europäischer Branchenindex stieg um 1,5 Prozent. “Die Kehrtwende von US-Präsident Trump in der Ukraine-Politik bringt heute die Rüstungsaktien ins Spiel”, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Trump hatte sich am Vorabend zuversichtlich gezeigt, dass die Ukraine mit Unterstützung der EU und der Nato ihr von Russland besetztes Gebiet vollständig zurückerobern kann. “Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der Nato sind die Grenzen von vor Kriegsbeginn durchaus eine Option”, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Regierung in Kiew müsse jetzt handeln, da Russland vor großen wirtschaftlichen Problemen stehe, schrieb Trump weiter nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Rande der UN-Generalversammlung in New York.

Damit vollzog Trump eine rhetorische Kehrtwende, nachdem er bislang erklärt hatte, dass Kiew für ein Ende des Krieges Gebiete abtreten müsse. “Dies allein ist eine bedeutende Veränderung in der Optik und könnte darauf hindeuten, dass der Krieg länger andauert und die Unterstützung der USA für die Nato solide ist”, sagte Neil Wilson, Anlegerstratege bei Saxo Markets. “Gleichzeitig sind die zunehmenden Spannungen zwischen der Nato und Russland ein klarer Auslöser für die Nachfrage nach Verteidigungsaktien.” Rüstungsaktien gehören in diesem Jahr zu den größten Gewinnern an der Börse. Der Verteidigungsindex ist seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 um mehr als 200 Prozent gestiegen. Die Nato-Staaten hatten im Juni zugesagt, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen.

Bei den Einzelwerten legte BAE Systems, Europas größtes Rüstungsunternehmen nach Marktkapitalisierung, um zwei Prozent zu. Der schwedische Saab-Konzern verteuerte sich um rund fünf Prozent. Für Rückenwind sorgte auch ein Medienbericht, wonach Deutschland bereit sei, das Überwachungsflugzeug Global Eye des schwedischen Unternehmens zu kaufen. Die Aktien des spanischen Verteidigungs- und Technologieunternehmens Indra stiegen ebenfalls um fünf Prozent. Das italienische Unternehmen Leonardo sowie Thales und Dassault Aviation in Paris kletterten jeweils um rund drei Prozent.

(Bericht von Joice Alves, Anna Pruchnicka, geschrieben von Stefanie Geiger, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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