Rüstungs-Startup Helsing will unbemanntes Kampfflugzeug bauen

Tussenhausen (Reuters) – Das junge Rüstungsunternehmen Helsing will ein unbemanntes Kampfflugzeug entwickeln, das in vier Jahren serienreif sein soll.

Das 2021 gegründete Münchner Unternehmen stellte am Donnerstag im schwäbischen Tussenhausen-Mattsies eine Designstudie für das elf Meter lange und bis zu vier Tonnen schwere Flugzeug mit dem Namen “CA-1 Europa” vor. Helsing hatte im Sommer den schwäbischen Leichtflugzeugbauer Grob Aircraft gekauft, um nicht nur Software und Künstliche Intelligenz (KI) für die Rüstungsindustrie liefern, sondern auch eigene Flugzeuge bauen zu können. Das Konzept sei in 14 Wochen entwickelt worden. Der Erstflug ist für 2027 geplant.

Die “CA-1” soll mit der von Helsing entwickelten KI-Software “Centaur” gesteuert werden, knapp unter Schallgeschwindigkeit fliegen und idealerweise in Schwärmen von mehreren Flugzeugen eingesetzt werden. “Wir brauchen intelligente Masse”, sagte Helsing-Co-Chef und Mitgründer Torsten Reil. “In den nächsten fünf Jahren wird KI alles verändern in der Verteidigung”, sagte sein Mitgründer und Co-Chef Gundbert Scherf. Komplexe Software ermögliche den Bau einfacher Flugzeuge. Helsing wolle ein “hochmodernes autonomes Luftkampf-System aus Europa für Europa” schaffen. “Was es braucht, ist der politische Wille.”

Kosten sollen die Helsing-Flugzeuge “einen Bruchteil” der Preise von gewöhnlichen Kampfjets, die auf 80 bis 100 Millionen Euro pro Stück veranschlagt werden. “Wir werden diese Hardware zu erschwinglichen Preisen bauen”, sagte Reil. Zunächst sei das Flugzeug nur ein Angebot, konkrete Aufträge von Regierungen oder Luftwaffen gebe es noch nicht. Ob und mit wem es Gespräche gebe, ließ Reil offen.

Helsing gilt inzwischen als eines der wertvollsten jungen Unternehmen in Europa. Das Start-up mit gut 900 Mitarbeitern hat bisher 1,36 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt und wird mit rund zwölf Milliarden Dollar bewertet. Im Ukraine-Krieg sind seit 2022 Kampfdrohnen mit KI von Helsing im Einsatz.

“Die Gründer von Helsing haben als erste erkannt, dass KI die Art, Krieg zu führen, revolutioniert”, sagte der ehemalige Airbus-Chef Thomas Enders, der Aufsichtsratschef von Helsing ist. “In wenigen Jahren werden sich Kampfpiloten ohne KI nicht mehr in die Luft trauen.” Unbemannte Kampfflugzeuge seien seit 20 Jahren nicht über die Testphase hinausgekommen, weil ihnen KI fehlte. “Helsing hat das Potenzial, das Airbus des 21. Jahrhunderts zu werden.” Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der in schwarzer Fliegerjacke mit dem Grob-Logo auftrat, sagte dem Unternehmen seine Unterstützung zu. “Star Wars im Allgäu”, fasste er seine Eindrücke zusammen.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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