Arbeitslosenzahl sinkt – BA-Chefin sieht noch keine Trendwende

Berlin (Reuters) – Die Bundesagentur für Arbeit (BA) sieht trotz einer schwachen Herbstbelebung erste Anzeichen für eine Stabilisierung am deutschen Arbeitsmarkt.

Die Zahl der Arbeitslosen sank im September um 70.000 auf 2,955 Millionen, wie die BA am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent zurück. “Wir sehen die ersten Anzeichen für ein Erreichen der Talsohle am Arbeitsmarkt”, erklärte BA-Chefin Andrea Nahles. “Eine Trendwende sehe ich noch nicht.” Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 148.000 Menschen mehr ohne Job. Nahles warnte, dass die Zahl der Arbeitslosen im Winter saisonbedingt wieder über drei Millionen steigen könnte.

Als Grund für ihre verhaltene Zuversicht nannte die BA-Chefin den Rückgang bei der Kurzarbeit und die nur noch leicht erhöhte Unterbeschäftigung. Gleichzeitig sei der Arbeitsmarkt für Arbeitslose jedoch kaum aufnahmefähig. Die Chancen, eine neue Stelle zu finden, seien so niedrig wie nicht einmal während der Pandemie. Die um jahreszeitliche Schwankungen bereinigte Arbeitslosenzahl stieg laut BA im September um 14.000.

Die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Arbeitskräften schwächte sich weiter ab. Im September waren bei der BA 630.000 Arbeitsstellen gemeldet, 66.000 weniger als vor einem Jahr. “Dem Arbeitsmarkt fehlen weiterhin die notwendigen Impulse für eine kräftigere Belebung”, sagte Nahles. Eine nachhaltige Besserung hänge stark davon ab, wie schnell die Konjunkturpakete der Bundesregierung wirkten.

NAHLES: MEHR DRUCK ALLEIN BEWIRKT IM BÜRGERGELD WENIG

Mit Blick auf die Diskussion über Einsparungen beim Bürgergeld sagte Nahles, mehr Druck allein werde bei einem kaum aufnahmefähigen Arbeitsmarkt wenig bewirken. Positiv sei jedoch, wenn beides in Bewegung komme – eine höhere Nachfrage nach Arbeitskräften und gleichzeitig wirksame Vermittlungsmaßnahmen.

Von den Sozialpartnern kamen unterschiedliche Bewertungen. Die Balance am Arbeitsmarkt kippe, erklärte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. “Wir brauchen jetzt echte Entbürokratisierung, zukunftsgerichtete Sozialstaatsreformen und Vorfahrt für Arbeit statt Nicht-Arbeit.” Vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hieß es hingegen, auf jede offene Stelle kämen rechnerisch rund fünf Arbeitsuchende. “Es fehlt also nicht an Sanktionen, sondern es gibt schlicht und ergreifend zu wenig Jobs”, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel.

(Bericht von Holger Hansen Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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