ZF schließt Sanierungspakt mit Betriebsrat für Antriebssparte

Frankfurt (Reuters) – Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen saniert seine Kernsparte für Fahrzeugantriebe und will bis zu 7600 Stellen abbauen.

Unternehmen, Gesamtbetriebsrat und IG Metall gaben dazu am Mittwoch nach monatelangen Verhandlungen eine Einigung bekannt. Die 7600 sind keine neue Zahl, denn sie sind Teil des 2024 angekündigten Abbaus von bis zu 14.000 der über 50.000 ZF-Jobs in Deutschland. “Mit dem Bündnis beschreiten wir in der Industrie neue Wege”, sagte der neue ZF-Chef Mathias Miedreich. “Uns ist bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für unsere Mitarbeitenden einhergeht.” Auf eine Ausgliederung der “Division E” genannten Sparte für Antriebe aller Art, die in einen Verkauf münden könnte, verzichtet ZF. “Der Deal ist völlig in Ordnung”, sagte Betriebsratschef Achim Dietrich.

Weltweit sind 30.000 der insgesamt rund 160.000 Mitarbeitenden von ZF in der Antriebssparte beschäftigt. Zwei Drittel von ihnen in Deutschland. Von dem schon 2024 definierten Abbaubedarf von 7600 sind schon rund 4000 Stellen abgebaut. Fest steht nach Worten von Personalchefin Lea Corzilius, dass binnen zwei Jahren 2200 weitere Beschäftigte gehen müssen. Die restlichen rund 1400 zur Disposition stehenden Arbeitsplätze sollen dann nochmals überprüft werden. Um die Kosten bis 2027 um mehr als eine halbe Milliarde Euro zu senken, nehmen die Beschäftigten finanzielle Einbußen hin.

Miedreich hat am Mittwoch seinen ersten Arbeitstag an der Spitze des Stiftungskonzerns. Sein Vorgänger Holger Klein musste Ende September vorzeitig gehen. Der Streit mit dem Betriebsrat über die Zukunft der Antriebssparte spielte dabei eine Rolle. Der Ausgliederungsplan und der 2024 begonnene Abbau fast jeder vierten Stelle in Deutschland hatten viele ZF-Beschäftigte zu Protesten auf die Straße getrieben. Jetzt betonten die Sozialpartner den “Schulterschluss”, um ZF gemeinsam durch schwierige Zeiten zu bringen.

Die baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch erklärte, die Arbeitnehmerseite habe Zugeständnisse gemacht. “Dafür erwarten wir jetzt, dass ZF als Beschäftigungsmotor und Garant für gute Arbeitsbedingungen zukunftsfest aufgestellt wird.” Betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, bleibe gemeinsames Ziel. Ausgeschlossen sind sie nach der Vereinbarung aber nicht. Demnächst startet ein Abfindungsprogramm. Da es “gut ausgestattet” sei, stoße es auf großes Interesse, sagte Betriebsratschef Achim Dietrich. Er lobte, dass auch die Führungskräfte Einbußen hinnehmen. “Es ist ein wichtiges Signal, dass wir die Treppe von ganz oben kehren.”

AUTOINDUSTRIE IN DER KRISE

Vergangene Woche erst hatte der Branchenprimus Bosch den Abbau von weiteren 13.000 Stellen in Deutschland angekündigt. Wie die anderen großen Zulieferer leidet ZF unter dem schleppenden Verkauf von Elektroautos, schwacher Autonachfrage insgesamt und der Unsicherheit durch die höheren US-Importzölle. Der Stiftungskonzern ist außerdem nach großen Übernahmen hoch verschuldet. Die gesamte Autoindustrie baut schon länger Personal ab. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie verlor die Branche in Deutschland seit 2023 knapp 55.000 Arbeitsplätze.

Der Pakt von ZF sieht unter anderem vor, dass die wöchentliche Arbeitszeit für die Beschäftigten der Sparte in Deutschland sowie an den Standorten Schweinfurt und Friedrichshafen bis Ende 2027 um rund sieben Prozent auf 32 Wochenstunden reduziert wird. Eine für April 2026 geplante tarifliche Entgelterhöhung von 3,1 Prozent wird für alle rund 50.000 ZF-Beschäftigten hierzulande auf Oktober verschoben.

Die Antriebstechnik bleibt, so wie vom Betriebsrat gefordert, integraler Bestandteil von ZF. Doch Miedreich verfolgt weiter Partnerschaften für Teilbereiche der Division, um Kosten mit anderen Firmen teilen zu können und hohe Stückzahlen zu erreichen. Das betreffe die Elektromobilität mit Produkten wie Elektromotoren und Invertern. Bis März werde geprüft, ob die Produkte selbst weiter gefertigt oder zugekauft werden. Bei einem Verbleib im Unternehmen strebt er Partnerschaften mit Firmen weltweit an. Das schließe auch passende Anbieter aus China ein.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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