Israel verstärkt Angriffe auf Gaza-Stadt – Hamas prüft Trump-Plan

Kairo (Reuters) – Israel hat seine Angriffe auf Gaza-Stadt ungeachtet des neuen US-Plans zur Beendigung des Krieges verstärkt und die Bewohner erneut zur Flucht in den Süden aufgefordert.

Dies sei die “letzte Gelegenheit” für die Bewohner, die Stadt zu verlassen, sagte Verteidigungsminister Israel Katz am Mittwoch. Damit solle die Einkreisung der radikal-islamischen Hamas vorangetrieben werden. In der Nacht hätten israelische Flugzeuge und Panzer Wohngebiete bombardiert, berichteten Einwohner. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden wurden dabei mindestens 35 Menschen getötet. Das Militär kündigte an, die Küstenstraße für eine Rückkehr in den Norden zu sperren. Dies schürte bei vielen Palästinensern die Angst vor einer dauerhaften Vertreibung.

Die Kämpfe gehen weiter, während die Hamas den von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Gaza-Plan weiter prüft. Trump hatte der Hamas am Dienstag “drei oder vier Tage” für eine Antwort gegeben. Ein palästinensischer Vertreter, der mit den Beratungen vertraut ist, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: “Den Plan anzunehmen, ist eine Katastrophe, ihn abzulehnen, eine andere. Es gibt hier nur bittere Entscheidungen, aber der Plan ist ein Netanjahu-Plan, der von Trump formuliert wurde”, sagte er mit Blick auf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Der Vorschlag sieht vor, dass die Hamas die verbliebenen Geiseln freilässt und ihre Waffen niederlegt. Im Gegenzug würde sich Israel zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt aus dem Gazastreifen zurückziehen. Netanjahu hat den Plan akzeptiert.

Die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen spitzt sich unterdessen weiter zu. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums starben in den vergangenen 24 Stunden zwei weitere Palästinenser an Unterernährung, womit die Gesamtzahl auf mindestens 455 stieg. Die Vereinten Nationen fordern deutlich mehr Hilfslieferungen. Sie können nach eigenen Angaben die Versorgungsgüter wegen militärischen Einschränkungen Israels und der zusammengebrochenen öffentlichen Ordnung nicht verlässlich verteilen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) stellte wegen der verschärften Kämpfe seine Arbeit in Gaza-Stadt nach eigenen Angaben vorübergehend ein. Israel hat erklärt, es gebe keine Mengenbegrenzung für Lebensmittel, und wirft der Hamas vor, Hilfsgüter zu stehlen, was diese bestreitet.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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