(Reuters) – Israelische Streitkräfte haben am Donnerstag eine internationale zivile Hilfsflotte für den Gazastreifen fast vollständig gestoppt.
Nach Angaben der Organisatoren wurden 39 von 40 Schiffen aufgebracht. Unter den Festgehaltenen befindet sich die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Live-Aufnahmen von den Booten zeigten, wie israelische Soldaten die Schiffe enterten. Die Passagiere würden in einen israelischen Hafen gebracht, teilte das israelische Außenministerium auf der Plattform X mit. “Greta und ihre Freunde sind sicher und gesund.”
Das Vorgehen Israels löste scharfe internationale Reaktionen aus. Die Bundesregierung forderte Israel auf, die Sicherheit aller Mitglieder der Flotte zu garantieren. Man gehe davon aus, dass dies geschehen sei, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die Bundesregierung versuche über die Botschaft in Tel Aviv in Erfahrung zu bringen, wieviele deutsche Staatsbürger betroffen seien. In Italien und Kolumbien kam es zu Protesten, italienische Gewerkschaften riefen für Freitag zu einem Generalstreik auf.
Die türkische Regierung bezeichnete den Einsatz als “Terrorakt”. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul leitete Ermittlungen wegen der Festnahme von 24 türkischen Staatsbürgern ein. Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro wies die gesamte diplomatische Vertretung Israels aus und kündigte das Freihandelsabkommen mit dem Land auf. Der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim verurteilte die Aktion und sprach von 23 festgenommenen Malaysiern.
“AKT DER PIRATERIE”
Die Organisatoren der Flotte bezeichneten das Vorgehen Israels als “Kriegsverbrechen” und “Akt der Piraterie”. Die Schiffe seien illegal in internationalen Gewässern abgefangen worden, etwa 70 Seemeilen vor der Küste. Die radikal-islamische Hamas sprach von einer “kriminellen Handlung”. Die israelische Regierung bezeichnete die Mission wiederholt als Provokation. Die Marine habe die Flotte gewarnt, dass sie sich einer aktiven Kampfzone nähere. Zudem haben die Organisatoren mehrfach abgelehnt, die Hilfsgüter auf See zu übergeben. “Diese systematische Weigerung zeigt, dass das Ziel nicht humanitär, sondern provokativ ist”, schrieb der israelische Botschafter in Italien, Jonathan Peled, auf X.
Die “Global Sumud Flotilla” besteht aus 40 zivilen Schiffen mit rund 500 Parlamentariern, Anwälten und Aktivisten an Bord. Sie transportierte nach eigenen Angaben Medikamente und Lebensmittel. Israel hält seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 eine Seeblockade aufrecht. Es gab bereits mehrere Versuche, diese zu durchbrechen. Im Jahr 2010 wurden bei der Erstürmung einer ähnlichen Flotte durch israelische Soldaten neun Aktivisten getötet. Bereits im Juni dieses Jahres hatten israelische Marineeinheiten Thunberg und elf weitere Aktivisten eines Schiffes festgenommen, als sie sich dem Gazastreifen näherten.
Der israelische Militäreinsatz im Gazastreifen begann nach einem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem israelischen Angaben zufolge rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Durch die darauffolgende israelische Offensive sind im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden mehr als 65.000 Menschen getötet worden.
(Bericht von Mrinmay Dey, Gursimran Kaur in Bengaluru, Alvise Armellini in Rom, Howard Goller in New York, Alex Cornwell, Tarek Amara, Emma Pinedo und Aislinn Laing in Madrid, Pietro Lombardi, Padraic Halpin und Jonathan Spicer; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)