Erzbischöfin von Canterbury – Sarah Mullally führt als erste Frau Church of England

Canterbury/London (Reuters) – In Großbritannien ist zum ersten Mal eine Frau an die Spitze der anglikanischen Staatskirche berufen worden.

Sarah Mullally wurde am Freitag zur Erzbischöfin von Canterbury ernannt. Vor ihr hatten mehr als 100 Männer das traditionsreiche Amt inne. Die 63-Jährige ist ausgebildete Krankenschwester und war zu Beginn des Jahrtausends Pflegebeauftragte der britischen Regierung. Später als Bischöfin setzte sie sich für Transparenz und Offenheit in der Kirche ein. Ihr direkter Vorgänger, Justin Welby, war im November im Zusammenhang mit der Vertuschung eines Skandals um Kindesmissbrauch zurückgetreten. Mullally sagte, ihr werde eine große Verantwortung übertragen, die sie aber mit innerem Frieden und in Gottvertrauen annehmen werde.

“Wenn ich dem Ruf Christi in dieses neue Amt folge, so tue ich dies in demselben Geist des Dienstes an Gott und den Mitmenschen, der mich antreibt, seit ich als Jugendliche zum Glauben fand”, erklärte Mullally. “Auf jeder Etappe dieses Weges, während meiner Laufbahn als Krankenschwester und in meinem kirchlichen Dienst, habe ich gelernt, genau zuzuhören – den Menschen und der leisen Stimme Gottes.” Ziel sei, Menschen zusammenzubringen, “damit sie Hoffnung und Heilung finden”.

Entsprechend des Status der Church of England als Staatskirche gab Premierminister Keir Starmer die Ernennung Mullallys mit der offiziellen Genehmigung von König Charles bekannt. Mullally wird in ihrem neuen Amt auch zum geistlichen Oberhaupt von rund 85 Millionen Anglikanern weltweit. Rund zwei Drittel von ihnen leben in afrikanischen Ländern wie Nigeria, Kenia und Uganda. Die Anglikaner dort gelten als konservativer als die Mitglieder der Mutterkirche in England. Die Ernennung einer Frau vertieft die Gräben zwischen beiden Lagern.

Kritik an der Entscheidung für Mullally kam prompt: Die Organisation Gafcon, die konservative anglikanische Gemeinschaften in Afrika und Asien vertritt, erklärte, mit der Ernennung einer Erzbischöfin von Canterbury habe die Kirche von England ihre “Führungsautorität” aufgegeben. “Die Neuausrichtung unserer geliebten Gemeinschaft liegt nun einzig in den Händen der Gafcon, und wir sind bereit, die Führung zu übernehmen.”

(Bericht von Kate Holton und Mujiva M, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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