Umfrage: Mittelstand steckt trotz leichtem Aufwärtstrend weiter in Krise

Berlin (Reuters) – Die Lage im deutschen Mittelstand bleibt im Herbst vorerst unsicher, die Zukunftsperspektiven dürften sich aber verbessern.

Der Geschäftsklimaindex für kleine und mittlere Firmen ist erstmals seit 2022 mit 0,1 (Vorjahr: minus 4,8) Punkten knapp im positiven Bereich, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform unter gut 1200 Betrieben hervorgeht. Der Mittelstand blickt der Umfrage zufolge vor allem optimistischer nach vorne. Allerdings sei die Lage noch immer nicht stabil. Die Mehrheit der Unternehmen bewertet ihre aktuelle Situation zum dritten Jahr in Folge negativ. Schwache Industrieproduktion, verhaltene Konsumstimmung sowie hohe Energiepreise und steigende Lohnkosten setzen die Betriebe stark unter Druck.

“Nach mehr als zwei Jahren Rezession fehlt noch immer ein echter Konjunkturimpuls”, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Durch staatliche Ausgaben wie die von der Koalition geplanten Investitionen in Infrastruktur könne sich die Lage im kommenden Jahr verbessern. “Wie stark dieser Impuls tatsächlich ausfällt oder ob die Ausgaben ein Strohfeuer bleiben, ist allerdings noch vollkommen ungewiss.”

Der Mittelstand hat laut Umfrage noch mit vielen Problemen zu kämpfen. Der Anteil der Betriebe, die über weniger als zehn Prozent Eigenkapital verfügen, stieg im Herbst mit 30,8 Prozent auf den höchsten Wert seit 2017. Creditreform zufolge mussten viele Unternehmen in den vergangenen Jahren auf Rücklagen zurückgreifen. “Sollte die Eigenkapitallücke weiter wachsen, steigt auch das Insolvenzrisiko weiter”, sagte Hantzsch.

Auch der Personalabbau geht weiter: Nur 15,3 Prozent der Unternehmen haben demnach 2025 zusätzliche Stellen geschaffen, 17,6 Prozent haben derweil Personal entlassen. Zwar sei die Investitionsbereitschaft leicht gestiegen, allerdings mit 43,5 Prozent noch deutlich unter früheren Werten. “Viele Unternehmen bleiben zurückhaltend oder sogar pessimistisch”, sagte Hantzsch. “Ein Fortdauern der Stagnation ist daher möglich.”

(Bericht von Natascha Koch, redigiert von Klaus Lauer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL960AE-VIEWIMAGE