Frankfurt (Reuters) – Die europäischen Aktienmärkte haben zur Wochenmitte Fahrt aufgenommen.
Der Dax zog 0,7 Prozent auf bis zu 24.566 Zähler an und pirschte sich damit bis auf gut 70 Punkte an das Rekordhoch vom Juli heran. Der EuroStoxx50 stieg um 0,4 Prozent auf 5638 Zähler. Während Stahlkonzerne zulegten, bremsten Autohersteller den Anstieg.
In einer rasanten Rally hat der Goldpreis unterdessen erstmals die historische Marke von 4000 Dollar je Feinunze übersprungen. Angetrieben von Anlegern, die Sicherheit vor wirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten suchen und zugleich auf sinkende Zinsen setzen, stieg der Goldpreis in der Nacht auf Mittwoch um 0,9 Prozent auf 4017,16 Dollar je Feinunze. Ohne Atempause ging der Goldrausch weiter und trieb den Preis auf bis zu 4049 Dollar. Seit Jahresanfang hat Gold damit um 53 Prozent zugelegt und andere Anlageklassen weit hinter sich gelassen.
EU-PLÄNE TREIBEN STAHLAKTIEN
Die Pläne der EU-Kommission zur Unterstützung der kriselnden Stahlindustrie in Europa ließen Anleger bei Aktien von europäischen Stahlherstellern zugreifen. Thyssenkrupp verteuerte sich um rund fünf Prozent und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDax. In Amsterdam legten Aperam und ArcelorMittal um mehr als vier beziehungsweise drei Prozent zu. Aktien von Outokumpu, SSAB und Acerinox verteuerten sich jeweils um rund drei Prozent.
Die Wettbewerbshüter in Brüssel hatten am Dienstag vorgeschlagen, die zollfreien Importquoten für Stahl fast zu halbieren, um die Stahlproduktion in der Europäischen Union zu sichern. Für über den Quoten liegende Mengen sollen Zölle von 50 Prozent erhoben werden. Die neuen Schutzvorschläge der EU seien gut für die gesamte Branche, schrieben die Analysten von JPMorgan in einer Studie. Sie rechnen mit positiven Auswirkungen auf die EU-Stahlpreise auch im kommenden Jahr.
BMW STÜRZT AB – MERCEDES-BENZ FÄHRT HINTERHER
Eine Gewinnwarnung von BMW ließ die Aktien des Münchner Autobauers einbrechen. Sie stürzten in der Spitze um 9,6 Prozent ab und peilten damit den größten Verlust seit mehr als einem Jahr an. Verspätungen bei Zollrückerstattungen und die anhaltende Schwäche in China verhagelten BMW das Ergebnis. Der Konzern kürzte seine Prognose und rechnet im Autogeschäft nun nur noch mit einer Gewinnspanne von fünf bis sechs Prozent statt fünf bis sieben Prozent. Der Vorsteuergewinn dürfte in diesem Jahr zudem leicht zurückgehen.
Im Sog von BMW rauschten auch Mercedes-Benz-Aktien um bis zu vier Prozent nach unten. “Ich glaube, der Markt befürchtet, dass Mercedes in China stärker als erwartet betroffen sein könnte und aufgrund der geringen Absatzzahlen seine Händler stärker als erwartet unterstützen muss, was ähnlich wie bei BMW die Rentabilität belasten könnte”, sagte Metzler-Analyst Pal Skirta. Die Marke mit dem Stern hatte am Vortag ebenfalls einen Einbruch bei den Absatzzahlen in China von 27 Prozent verkündet.
FRANZÖSISCHE AKTIEN STABILISIEREN SICH
Keinen Lichtblick gab es für die deutsche Konjunktur: Die Industrieproduktion brach in Deutschland überraschend stark um 4,3 Prozent ein. Damit haben deutsche Unternehmen ihre Produktion im August so stark gedrosselt wie seit Beginn des Ukraine-Kriegs im März 2022 nicht mehr. “Das ist ein erneuter heftiger Schlag für die deutsche Konjunktur”, sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch.
Vorsichtige Entspannungssignale kamen aus Frankreich. Der zurückgetretene Ministerpräsident Sebastien Lecornu zeigte sich zuversichtlich, dass eine Auflösung des Parlaments vermieden werden könne und eine Einigung über den Staatshaushalt denkbar sei. Präsident Emmanuel Macron hatte ihn beauftragt, bis Mittwochabend einen letzten Anlauf für Gespräche mit anderen Parteien zu unternehmen. Der französische Aktienmarkt erholte sich weiter und auch bei französischen Staatsanleihen griffen Anleger wieder zu. Dies drückte die Rendite zehnjähriger französischer Anleihen um sechs Basispunkte auf 3,512 Prozent.
Dagegen blieb der Euro unter Druck. Die Gemeinschaftswährung gab erneut um bis zu 0,4 Prozent auf 1,1606 Dollar nach und steuert damit auf den dritten Tagesverlust in Folge zu. Die politische Instabilität und die Sorgen um den Haushalt in Frankreich blieben weiter bestehen, sagte Fiona Cincotta, Analystin bei City Index.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)