Frankfurt (Reuters) -Aus Enttäuschung über mangelnde Fortschritte bei den EU-Kartellermittlungen gegen Microsoft zieht die deutsche Softwarefirma Nextcloud ihre Beschwerde gegen den US-Konzern zurück. Dies kündigte Nextcloud-Gründer und -Chef Frank Karlitschek am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters an. Er habe die Hoffnung aufgegeben, dass die Kommission in diesem Fall aktiv werde.
Nextcloud hatte 2021 gemeinsam mit weiteren Technologiefirmen bei der Europäischen Union (EU) Beschwerde gegen die enge Verzahnung der Microsoft Cloud-Software OneDrive mit dem Betriebssystem Windows und der Bürosoftware Office eingereicht. Das Programm wird standardmäßig installiert und aktiviert. Außerdem stelle der US-Konzern keine Schnittstellen zur Verfügung, damit Kunden aus Office-Anwendungen heraus Daten in Nextcloud speichern könnten, erläuterte Karlitschek. Man habe sich bei der Beschwerde auf OneDrive beschränkt, weil der Fall aus seiner Sicht eindeutig sei. Dennoch habe sich seither trotz zahlreicher Treffen mit EU-Behörden nichts bewegt. Er habe ursprünglich darauf gehofft, dass Microsoft verpflichtet werde, Nutzern ähnlich wie bei Internet-Browsern bei der Installation Auswahlmöglichkeiten anzubieten.
Ein ähnliches Verfahren gegen den US-Konzern beim Bundeskartellamt laufe aber weiter, betonte der Nextcloud-Chef. Die deutsche Behörde hatte im Herbst 2024 die “überragende marktübergreifende Bedeutung” Microsofts festgestellt, die das Unternehmen einer strengeren Regulierung unterwirft.
Nextcloud bietet eine Online-Plattform für die gemeinsame Nutzung von Daten und Dokumenten, für Videokonferenzen und andere Anwendungen an. Die Software ist “Open Source”. Der Programmcode ist öffentlich einsehbar und kann nach eigenen Bedürfnissen verändert werden. Die Verzahnung von OneDrive mit anderen Microsoft-Produkten beeinträchtige das Geschäft seiner Firma, sagte Karlitschek. Ein Lichtblick sei jedoch die geplante Stärkung der digitalen Souveränität Europas. Vom wachsenden Interesse an einheimischer Software verspreche er sich zusätzliches Geschäft.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)