(Reuters) – Der Opel-Mutterkonzern Stellantis investiert nicht zuletzt wegen der erhöhten US-Importzölle in neue Modelle in den USA.
Der französisch-italienisch-amerikanische Autobauer hat eine Rekordinvestition von 13 Milliarden Dollar angekündigt. In den kommenden vier Jahren sollen fünf neue Modelle mit Verbrennungsmotor auf den Markt kommen und 5000 Arbeitsplätze in den Werken im Mittleren Westen geschaffen werden. “Die Zölle werden immer klarer”, sagte Stellantis-Chef Antonio Filosa der Nachrichtenagentur Reuters. “Und wir glauben, dass die Zölle nur eine weitere Variable in unserer Geschäftsgleichung sind, auf die wir vorbereitet sein müssen, und das werden wir auch.”
Der Chef der US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW, Shawn Fain, lobte den Schritt: “Die heutige Entscheidung beweist, dass gezielte Autozölle tatsächlich Tausende von guten gewerkschaftlichen Arbeitsplätzen in die USA zurückbringen können.” Vor rund einem Jahr lieferten sich die UAW und der Autobauer eine Auseinandersetzung über nicht eingehaltene Investitionsversprechen des Unternehmens. Der damalige Konzernchef Carlos Tavares verfolgte einen eisernen Sparkurs, musste Ende des Jahres aber seinen Hut nehmen. Stellantis war wegen Fehlern in der Preis- und Modellpolitik in den USA ins Schleudern gekommen.
Mit der Investition will der Multi-Marken-Konzern auf einem seiner wichtigsten Märkte wieder an Schwung gewinnen. Filosa zufolge handelt es sich um die größte Investition in der Geschichte des Unternehmens. “Die Beschleunigung des Wachstums in den USA hat seit meinem ersten Tag oberste Priorität”, sagte Filosa. Der frühere Amerika-Chef übernahm die Leitung des Konzerns im Juni. Im Frühjahr will er eine neue Strategie präsentieren.
Der Autobauer ist in Nordamerika mit den US-Marken Chrysler, Dodge und Ram vertreten. Dort legten die Verkäufe im dritten Quartal um 35 Prozent auf 403.000 Fahrzeuge zu. Dies war unter anderem auf die Einführung des neuen Pick-up Ram 1500 zurückzuführen, ein Koloss mit Achtzylinder-Verbrennungsmotor.
JEEP-WERK ERÖFFNET WIEDER
Stellantis hatte im Juli vor Belastungen durch US-Zölle in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für das laufende Jahr gewarnt – der Konzern importiert jedes zweite Auto, das er in den Vereinigten Staaten verkauft. Im April waren wegen der Zölle 900 Beschäftigte in den USA vorübergehend entlassen worden. Filosa will unter anderem mit der Wiedereinführung von Modellen wie dem Jeep Cherokee Stellantis auf Wachstumskurs bringen. Dessen Produktionseinstellung gilt als einer der Gründe für die sinkenden Verkaufszahlen. Teil des Plans ist die Wiedereröffnung des vor zwei Jahren geschlossenen Jeep-Werkes Belvidere/Illinois, was die Gewerkschaft auf die Barrikaden gebracht hatte. Ab 2027 werden dort zwei Jeep-Modelle produziert, rund 3300 Arbeitsplätze entstehen. Investiert werden soll zudem in Standorte in Michigan, Ohio und Indiana.
(Bericht von Nora Eckert und Nathan Gomes; geschrieben von Rene Wagner und Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)