Regierung will Halbleiter-Produktion und -Forschung ausbauen

Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung will mit einer neuen Mikroelektronik-Strategie die Chip-Produktion in Deutschland vorantreiben.

Ziel sei es, in zehn Jahren kommende neuartige Chip-Technologien im Inland zu entwickeln, zu designen und herzustellen, heißt es in der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedeten Strategie, für die das Forschungs- und Wirtschaftsministerium federführend sind. Dies gelte vor allem für KI-Chips und Chips für die Anwenderindustrie in Europa. Dabei soll auch geprüft werden, ob man Firmen durch Vorschriften stärker zum Ankauf von Chips aus heimischer Produktion drängen sollte (local content requirements). Auch soll es einen stärkeren Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft geben, um etwa Chipdesign und -produktion sowie die nötige Ausbildung von Fachkräften anzukurbeln.

Der Sektor sei zentral für die Innovations- und Wirtschaftskraft Deutschlands und damit eine digitale Souveränität, heißt es in der 26-seitigen Mikroelektronik-Strategie. Aber eine Aufholjagd sei nötig. Denn Europa ist in der Halbleiterfertigung massiv zurückgefallen, Firmen beziehen einen erheblichen Teil von Herstellern aus Asien oder den USA. Dabei wird erwartet, dass die Branche rasch wächst: In der Strategie wird auf Studien verwiesen, nach denen die Zahl der Beschäftigten in der europäischen Halbleiter-Industrie von 330.000 Personen im Jahr 2023 auf mehr als 500.000 im Jahr 2030 wachsen wird. Auf EU-Ebene soll der EU Chip Act die Aufholjagd voranbringen, auch durch erhebliche Investitionen.

Bei der Ressortabstimmung ist die Mikroelektronik-Strategie in den vergangenen Tagen um einen zentralen Punkt ergänzt worden: So soll geprüft werden, wie man mit der Bevorzugung heimischer Hersteller gerade in strategisch wichtigen Bereichen die Auslastung vorhandener Produktionskapazitäten und Standortentscheidungen für Neuansiedlungen fördern kann. “Wenn möglich und zweckmäßig, werden Maßnahmen zur Nachfragestärkung geprüft, beispielsweise bei der öffentlichen Beschaffung und Auftragsvergabe oder durch Lokalisierungsanforderungen, heißt es nun. Ähnliche Debatten gibt es etwa im Stahlbereich, wo die EU heimische Hersteller durch “Buy European”-Regeln gegen einen verzerrten internationalen Wettbewerb schützen will.

Kritiker verweisen darauf, dass Europa bei der Chipproduktion eher unter dem mangelnden Tempo an Innovationen leide. Anders als die Vorgängerregierung will die schwarz-rote Koalition Chipfabrik-Ansiedlungen nicht mit Milliardenbeträgen subventionieren.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL9E0EF-VIEWIMAGE