Peking (Reuters) – Sinkende chinesische Exporte von Seltenerdmagneten schüren die Sorge vor deren zunehmendem Einsatz als Waffe in Handelskonflikten. Die Ausfuhren fielen im September um 6,1 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie aus den am Montag veröffentlichten Angaben der Zollbehörde in Peking hervorgeht. Damit endete eine dreimonatige Wachstumsphase noch bevor die chinesische Regierung im Oktober eine drastische Ausweitung ihrer Exportkontrollen bekanntgab. Die Volksrepublik ist der weltweit größte Lieferant von Seltenerdmagneten, die von Autos bis hin zu Smartphones verwendet werden.
Im Frühjahr hatte die chinesische Regierung erste Exportbeschränkungen für eine Reihe von Produkten der Seltenen Erden und damit verbundenen Magneten eingeführt und damit vor allem die Automobilbranche unter Druck gesetzt. “Die starken Schwankungen bei den Exporten von Seltenerdmagneten zeigen, dass China weiß, dass es eine wichtige Karte in den internationalen Handelsgesprächen in der Hand hält”, sagte Analyst Chim Lee von Economist Intelligence. Exportiert wurden nur noch 5774 Tonnen, nach 6146 Tonnen im August. Das steht im Einklang mit Berichten, wonach China es den Unternehmen bereits erschwert, Lizenzen für den Export von Seltenen Erden zu erhalten.
Nach Ländern aufgeschlüsselt waren Deutschland, Südkorea, Vietnam, die USA und Mexiko im vergangenen Monat die fünf größten Exportziele für chinesische Seltenerdmagnete. Die Daten zeigten, dass die Lieferungen in die Vereinigten Staaten um 28,7 Prozent einbrachen, während die nach Vietnam um 57,5 Prozent stiegen. In den Niederlanden wurden 109 Prozent mehr Seltenerdmagnete verarbeitet als im August. Allerdings wird diese Zahl durch den riesigen Hafen von Rotterdam, einem wichtigen Transitknotenpunkt für den Handel nach Europa, verzerrt.
HIN UND HER IM HANDELSSTREIT
Kurz vor der Veröffentlichung der Daten sagte US-Präsident Donald Trump zu Reportern, er wolle nicht, dass China “das Seltene-Erden-Spiel mit uns spielt”. Er deutete an, dass er mit der Anhebung der Zölle für chinesische Importe auf ein Niveau von über 100 Prozent möglicherweise noch warten würde, wenn sich der weltweit größte Agrarabnehmer zum Kauf von Sojabohnen aus den USA verpflichten würde. Peking zeigt bisher keine Anzeichen dafür, darauf einzugehen.
“Chinas Fähigkeit, den Export seltener Erden zu drosseln, ist ein außerordentlich mächtiges Instrument”, sagte die China-Direktorin des Beratungsunternehmens Eurasia Group, Dan Wang. Abgesehen von Produktionsunterbrechungen würden solche Maßnahmen auch die Unsicherheit über den Zugang zu wichtigen Industriegütern und die wachsende Abhängigkeit von China verstärken. “Die Welt muss ihren Managementstil anpassen”, sagte die Expertin. Die westlichen Länder seien es nicht gewohnt, sich mit einer monopolistischen Kontrolle kritischer Ressourcen durch Länder “auf der anderen Seite” abzufinden.
(Bericht von Joe Cash, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Wollrab – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)