MTU Aero Engines wird nach Gewinnsprung optimistischer

München (Reuters) – Beim Münchner Triebwerksbauer MTU Aero Engines wächst wegen des florierenden Wartungsgeschäfts die Zuversicht für das laufende Jahr.

Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde 2025 um etwa 25 Prozent zulegen, teilte der Airbus- und Boeing-Zulieferer am Donnerstag mit. Bisher hatte MTU 21 bis 25 Prozent mehr in Aussicht gestellt. Die Auswirkungen der US-Zollpolitik seien darin schon enthalten – wobei sich die Lage für MTU hier entspannt hat.

Die USA und die EU hatten sich auf eine Rückkehr zur Null-Zoll-Politik für Produkte der Luftfahrtindustrie geeinigt. Die Ergebnisbelastungen durch die Zölle lägen für MTU nun voraussichtlich im niedrigen statt im mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich, sagte die neue Finanzchefin Katja Garcia Vila. Unter anderem liefert MTU Triebwerksteile aus Polen nun direkt nach München, ohne Umweg über die USA.

Das Umsatzziel bleibt mit 8,6 bis 8,8 (2024: 7,5) Milliarden Euro gleich, wobei MTU wegen der Dollar-Schwäche eher am unteren Ende der Spanne landen wird, wie Garcia Vila sagte. Daraus errechnet sich ein operativer Gewinn von rund 1,3 Milliarden Euro. “2025 soll erneut ein hervorragendes Jahr für die MTU werden”, erklärte der neue Vorstandschef Johannes Bussmann. Die Luftfahrt sei im Aufwind, MTU wolle daran teilhaben.

GEWINNSPRUNG DANK NACHFRAGE NACH ERSATZTEILEN

In den ersten neun Monaten des Jahres stieg der bereinigte Umsatz um 19 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebit verbesserte sich um 34 Prozent auf 995 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein bereinigter Nettogewinn von 720 Millionen Euro, der um ein Drittel höher ist als von Januar bis September 2024. “Die guten Geschäftszahlen belegen einmal mehr die ausgezeichnete Marktposition und operative Leistungsfähigkeit der MTU”, sagte Bussmann.

Die Triebwerkshersteller profitieren vom Mangel an neuen Flugzeugen, weil die Flugzeugbauer die Nachfrage nicht decken können – unter anderem, weil die Zulieferer nicht ausreichend liefern. Die Lieferketten hätten sich etwas entspannt, seien aber noch weit von der Normalität entfernt, sagte Garcia Vila. Alte Maschinen bleiben deshalb länger in Betrieb, müssen öfter gewartet werden und brauchen mehr teure Ersatzteile. MTU baut unter anderem zusammen mit dem US-Konzern Pratt & Whitney die Getriebefan-Triebwerke (GTF) für die A320-neo-Baureihe von Airbus.

Bei diesen Triebwerken hatte ein Pulvermetall-Defekt zu einer großen Rückrufaktion geführt, die bei MTU Kapazitäten in der Wartung verschlingt. Rund 40 Prozent des Wartungsumsatzes entfielen in diesem Jahr auf die GTF-Triebwerke, im dritten Quartal waren es sogar 48 Prozent, wie Garcia Vila sagte. Inzwischen seien auch hier mehr Teile verfügbar, so dass die Durchlaufzeiten kürzer werden. Die Pratt&Whitney-Mutter RTX hatte zuletzt von 110 Tagen gesprochen.

MTU ist zusammen mit Safran und der spanischen ITP Aero auch an der Entwicklung eines Triebwerks für das geplante europäische Kampfflugzeug-Programm FCAS beteiligt. Forderungen aus Frankreich hatten das Programm zuletzt in Frage gestellt. Die Regierungen in Berlin und Paris versuchen auszuloten, ob FCAS überhaupt eine Zukunft hat. Bussmann sagte, er begrüße, dass die Bundesregierung bis Jahresende Klarheit schaffen wolle. “Wir müssen auf die politische Entscheidung warten.”

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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