Tokio/Berlin (Reuters) – Japans Notenbank hält die Zinsen konstant und signalisiert zugleich eine nahende Erhöhung.
Wie allgemein erwartet, beließ sie den Leitzins am Donnerstag bei 0,5 Prozent. Die Bank of Japan (BoJ) will die geldpolitischen Zügel aber straffen, sollte sich die Wirtschaft im Einklang mit ihren Prognosen entwickeln. BoJ-Chef Kazuo Ueda ließ durchblicken, dass eine Entscheidung näher rückt. Dazu gebe es in der Notenbank jedoch “keine vorgefasste Meinung”. Zwei Währungshüter scharren bereits mit den Hufen: Sie plädierten auf der jüngsten Zinssitzung wie bereits im September dafür, die Zinsen auf 0,75 Prozent anzuheben.
Ueda betonte mit Blick auf eine mögliche Zinserhöhung: “Ich sage nicht, dass wir bis zum endgültigen Ergebnis der Lohnverhandlungen im nächsten Jahr warten müssen. Wir wollen erst einmal mehr Daten über die anfängliche Dynamik der Gespräche sammeln.” Die Notenbank taste sich vorsichtig an eine Zinserhöhung heran, meint Fred Neumann, Chefökonom für Asien bei HSBC in Hongkong. Angesichts der anhaltend hohen Inflation, der soliden Wirtschaftsentwicklung und der zunehmenden fiskalpolitischen Impulse sei es nur eine Frage der Zeit, wann die Straffung komme. Nach Einschätzung von Hirofumi Suzuki, Chef-Währungsstratege bei der Bank SMBC in Tokio, dürfte es auf der nächsten Sitzung so weit sein: “Sofern die japanische Notenbank weiterhin schrittweise Zinserhöhungen bevorzugt, erwarte ich, dass auf der Sitzung im Dezember eine weitere beschlossen wird.”
LBBW-Ökonom Matthias Krieger verweist darauf, dass die Inflationsrate ohne frische Nahrungsmittel mit im September 2,9 Prozent noch immer deutlich über der BoJ-Zielmarke von zwei Prozent liegt: “Die Notenbank hätte also allen Grund, einen weiteren Zinsschritt zu unternehmen.” Das Konsumentenvertrauen beginne, unter dem Kaufkraftverlust zu leiden und die Einzelhandelsumsätze seien seit Monaten rückläufig.
US-REGIERUNG MACHT DRUCK
Die BoJ hatte die Zinsen zuletzt im Januar angehoben. Die neue Finanzministerin Satsuki Katayama sucht einen engen Draht zur japanischen Notenbank, um eine wirksame Wirtschafts- und Geldpolitik zu gewährleisten. Sie hat eine der Schlüsselpositionen im Kabinett der neuen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi inne. Diese sieht die Geldpolitik als Teil einer umfassenderen Wirtschaftspolitik, für die letztlich die Regierung verantwortlich sei. Die Entscheidung über die konkreten Mittel der Geldpolitik will sie jedoch der BoJ überlassen.
Auch die US-Regierung hat sich jüngst mit einem Zwischenruf zur Geldpolitik in Japan zu Wort gemeldet: US-Finanzminister Scott Bessent befürwortet schnellere Zinserhöhungen, um eine zu starke Abschwächung des Yen zu vermeiden. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump eine Politik des schwachen Dollars verfolgt. Diese solle die US-Exporte ankurbeln und damit zugleich Druck auf Japan ausüben, eine Aufwertung des Yen gegenüber dem Dollar zuzulassen.
(Bericht von Leika Kihara, Makiko Yamazaki, Satoshi Sugiyama und Kantaro Komiya, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










