Jerusalem (Reuters) – Fünf Millionen der mehr als sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden sind inzwischen namentlich identifiziert.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) könnten noch weitere Namen ermittelt werden, teilte die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Montag in Jerusalem weiter mit. Der Meilenstein sei das Ergebnis von sieben Jahrzehnten Arbeit und stehe im Mittelpunkt der Mission, die Identitäten der von den Nationalsozialisten Ermordeten wiederherzustellen.
Angesichts der schwindenden Zahl von Holocaust-Überlebenden sei das Erreichen dieses Meilensteins von fünf Millionen Namen eine Mahnung an eine unerledigte Verpflichtung, sagte der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dajan. “Hinter jedem Namen steht ein Leben, das zählte – ein Kind, das nie erwachsen wurde, ein Elternteil, das nie nach Hause kam, eine Stimme, die für immer zum Schweigen gebracht wurde”, erklärte Dajan. “Es ist unsere moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass jedes Opfer in Erinnerung bleibt, damit niemand in der Dunkelheit der Anonymität zurückgelassen wird.”
“IHRE EXISTENZ AUSLÖSCHEN”
Rund eine Million jüdische Opfer sind demnach namentlich noch unbekannt, “und viele werden es wahrscheinlich für immer bleiben”, erklärte Yad Vashem. Mit Werkzeugen wie KI und maschinellem Lernen könnten jedoch weitere 250.000 Namen identifiziert werden. Dafür sollen Hunderte von Millionen Dokumente analysiert werden, deren manuelle Auswertung bisher zu aufwendig war. Bereits im Mai 2024 hatte die Gedenkstätte mitgeteilt, eine eigene KI-gestützte Software entwickelt zu haben. Damals waren durch die Auswertung von Dokumenten, Filmmaterial und anderen Aufzeichnungen 4,9 Millionen Personen erfasst.
Die Namen der Holocaust-Opfer sowie persönliche Akten sind in einer Online-Datenbank von Yad Vashem in sechs Sprachen zusammengefasst. “Die Nationalsozialisten wollten sie nicht nur ermorden, sondern ihre Existenz auslöschen. Indem wir fünf Millionen Namen identifizieren, stellen wir ihre menschliche Identität wieder her und sorgen dafür, dass ihre Erinnerung fortbesteht”, sagte Alexander Avram, der die zentrale Datenbank der Opfernamen leitet. Die Datenbank habe unzähligen Familien geholfen, wieder mit verlorenen Verwandten zusammenzufinden und ihrer Angehörigen zu gedenken, da die meisten Opfer ohne Grabstätten geblieben seien.
(Bericht von Steven Scheer; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)










