Lagarde: Bulgarien sollte nach Euro-Beitritt 2026 Reformweg fortsetzen

Sofia/Berlin (Reuters) – EZB-Chefin Christine Lagarde mahnt Bulgarien, auch nach der Einführung des Euro im kommenden Jahr auf Reformkurs zu bleiben.

Sie verwies am Dienstag in Sofia darauf, dass aus ihrer Sicht das größte Risiko für Länder bei der Einführung des Euro nicht im Verlust ihrer Souveränität oder in steigenden Preisen gelegen habe: “Vielmehr bestand es darin, nach dem Beitritt zur Euro-Zone an Reformdynamik zu verlieren und dadurch die Vorteile der Einheitswährung nicht voll ausschöpfen zu können.” Dies habe Bulgarien nun selbst in der Hand. Wenn das Balkan-Land seine Institutionen weiterhin an den höchsten europäischen Standards ausrichte und seine Unternehmen noch stärker in die Wertschöpfungsketten der EU integriere, würden die Vorteile weiter zunehmen. Die Reformdynamik in Bulgarien habe bereits beeindruckende Ergebnisse erzielt. Nun gelte es, diese Fortschritte zu sichern, mahnte Lagarde.

Vor der Einführung einer neuen Währung sei Unsicherheit verständlich, räumte Lagarde ein und verwies auf Umfragen, wonach derzeit rund die Hälfte der Bevölkerung in Bulgarien dagegen sei: Sobald Haushalte und Unternehmen die neue Währung jedoch im Alltag nutzten und feststellten, dass eine glaubwürdige Zentralbank die Preisstabilität gewährleiste, wachse das Vertrauen. Sie wisse, dass es in Bulgarien die Sorge gebe, dass die Einführung des Euro zu höheren Preisen führen werde: “Diese Befürchtung ist durchaus berechtigt. Währungsumstellungen können vorübergehend einen Anstieg der gemessenen Inflation verursachen, häufig weil Unternehmen die Preise bei der Umstellung aufrunden.” Doch wenn die Behörden die Preise über einen ausreichend langen Zeitraum in beiden Währungen auswiesen, aktiv überwachten und Strafen durchsetzten, seien die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise gering und von kurzer Dauer.

Bulgarien bemüht sich seit seinem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2007 um die Umstellung der Landeswährung Lew auf den Euro. Bulgarien wird 2026 das 21. Mitglied des Euroraums. Mit dem Beitritt bleiben nur noch sechs der 27 EU-Länder außerhalb der Währungsgemeinschaft: Schweden, Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien und Dänemark.

(Bericht von Reinhard Becker, Balazs Koranyi, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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