Schwerer Start für neuen Novo-Chef – Wegovy-Hersteller senkt erneut Prognose

Kopenhagen (Reuters) – Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal seine Prognose für das laufende Jahr erneut gesenkt.

Für den neuen Konzernchef Mike Doustdar, der erst im August das Ruder übernommen hat und einen Sanierungsplan mit Stellenstreichungen vorantreibt, ist das ein Rückschlag. Als Grund nannte er geringere Wachstumserwartungen für die wichtigen GLP-1-Medikamente gegen Diabetes und Adipositas wie die Abnehmspritze Wegovy. Doustdar will nun gegensteuern. “Wir wollen das Tempo in allen Bereichen erhöhen, um uns in dynamischen und zunehmend wettbewerbsintensiven Märkten besser behaupten zu können”, erklärte er am Mittwoch.

Novo Nordisk hat in diesem Jahr schon mehrmals die Prognose senken müssen und rechnet für 2025 nun mit einem währungsbereinigten Wachstum des Betriebsgewinns zwischen vier und sieben Prozent. Zuletzt hatte der Konzern eine Spanne von vier bis zehn Prozent in Aussicht gestellt. Die Umsatzprognose wurde ebenfalls von zuvor acht bis 14 Prozent auf nun acht bis elf Prozent reduziert. Der Betriebsgewinn fiel im dritten Quartal um 30 Prozent auf 23,7 Milliarden Kronen und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Der Umsatz mit der Abnehmspritze Wegovy allein stieg zwar um 18 Prozent auf 20,4 Milliarden Kronen, blieb damit aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Der Gesamtumsatz stieg um fünf Prozent auf 75 Milliarden Kronen (rund zehn Milliarden Euro).

ENDE DES HYPER-WACHSTUMS

Finanzchef Karsten Munk Knudsen sprach von einer Verlangsamung nach einer Phase des “Hyper-Wachstums” und erwartet eine weitere Abschwächung im vierten Quartal. Das währungsbereinigte Wachstum von elf Prozent im dritten Quartal war das langsamste seit Anfang 2022.

Für Erleichterung bei Anlegern sorgte jedoch die Mitteilung, dass sich Novo Nordisk mit der staatlichen US-Krankenversicherung Medicare auf einen Preis für seine Schlüsselmedikamente Ozempic und Wegovy geeinigt hat. Einige Analysten werteten die Vereinbarung als weniger belastend als befürchtet. Der neue Preis soll ab 2027 gelten. Details nannte Novo Nordisk nicht, erklärte aber, bei einer Anwendung in diesem Jahr hätte die Regelung den Umsatz nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich belastet. “Das ist besser als befürchtet”, schrieben die Analysten von JP Morgan. Die Einigung ist Teil des “Inflation Reduction Act” der US-Regierung, der Preisverhandlungen für bestimmte Medikamente vorsieht.

Der Konzern, der dank des Erfolgs seiner Abnehmspritze Wegovy zeitweise zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen war, bekommt zunehmend stärkeren Wettbewerb zu spüren. Seit dem Höchststand im Juni 2024 ist der Börsenwert um rund 70 Prozent gefallen. Neben dem US-Rivalen Eli Lilly setzen inzwischen auch Nachahmerprodukte Novo unter Druck. Das Unternehmen erklärte am Mittwoch, die “unrechtmäßige massenhafte Herstellung” solcher Präparate habe im dritten Quartal angehalten. Zusätzlich steht Novo in einem Bieterkampf mit dem US-Pharmariesen Pfizer um das auf Abnehmmittel spezialisierte Biotechunternehmen Metsera.

Doustdar leitete im September einen Umbau ein, der auch den Abbau von 9000 Arbeitsplätzen vorsieht. Mikael Bak, Chef des dänischen Aktionärsverbands, bezeichnete die erneute Prognosesenkung als “Enttäuschung”, betonte aber zugleich die Unterstützung für den eingeschlagenen Kurs: “Wir sehen dies als einen Moment, der Geduld, Fokus und disziplinierte Umsetzung erfordert.”

(Bericht von Jacob Gronholt-Pedersen in Kopenhagen und Maggie Fick in London, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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