Berlin (Reuters) – Der Autobauer BMW fährt mit einem deutlichen Gewinnplus im Sommerquartal der Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt davon.
Die Münchner verdienten nach Angaben vom Mittwoch unter dem Strich 1,7 Milliarden Euro, das ist mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr und mehr als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten. BMW-Finanzchef Walter Mertl sagte, das Unternehmen profitiere davon, dass die Ausgaben für die Entwicklung neuer Modelle und die Investitionen in neue Werke geringer ausfielen.
An der Börse kamen die Zahlen gut an: Die BMW-Aktie legte um bis zu 2,6 Prozent zu und zog auch die Papiere der anderen Autobauer mit nach oben. “Die ersten Anzeichen für eine Stabilisierung des chinesischen Geschäfts von BMW sind das, was wirklich zählt”, konstatierten die Analysten von JP Morgan.
BMW leidet wie die anderen westlichen Hersteller unter dem Preiskampf in China und der Nachfrageschwäche der wohlhabenden Kunden und hatte deswegen vor vier Wochen seine Prognose für das laufende Jahr gekappt. Das Unternehmen blickt weiter vorsichtig auf die Geschäftsentwicklung in der Volksrepublik. BMW-Chef Oliver Zipse sagte, der Absatz werde im kommenden Jahr wohl auf dem Niveau von 2025 verharren. “Wir werden kein rasches Wachstum in China sehen.” Die Hoffnung der Münchner liegt auf den Elektroautos der Neuen Klasse, die ab dem kommenden Jahr auf den Markt kommen und auch in China ab 2027 Schub bringen sollen.
HOHE AUFTRÄGE FÜR NEUE KLASSE IN EUROPA
Als erstes Modell der Fahrzeugreihe kommt der elektrische iX3 in wenigen Wochen zu den Händlern, für den ein eigenes Werk in Ungarn gebaut wurde. Die Rückmeldungen zu dem Fahrzeug seien außerordentlich positiv, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Die Auftragseingänge in Europa lägen deutlich über den Erwartungen, der Auftragsbestand reiche mehrere Monate weit in das Jahr 2026. Nach Ansicht von Bernstein-Analyst Stephen Reitman steht BMW mit der Neuen Klasse am Beginn einer umfangreichen Transformation.
Zwar spielte bei dem kräftigen Gewinnplus bei BMW auch eine Rolle, dass das Ergebnis vor Jahresfrist wegen Problemen mit einem von Continental gelieferten Bremssystem eingebrochen war. Dennoch schlugen sich die Münchner viel besser als Mercedes, Porsche oder Audi. Die Rivalen haben jeweils mit deutlich höheren Kosten unter anderem für den Abbau von Arbeitsplätzen zu kämpfen und müssen viel Geld für die Entwicklung neuer Verbrennermodelle ausgeben. Bei Mercedes brach deswegen der Gewinn um 70 Prozent ein, Porsche verbuchte einen Verlust von fast einer Milliarde Euro, Audi verdiente gut ein Viertel weniger und kappte seine Prognose.
VERBRENNER UND ELEKTROAUTOS
BMW hat dagegen seine Strategie zuletzt nicht verändert und entwickelt und baut seit Jahren Verbrenner und Elektroautos parallel. Die Früchte davon fahren die Münchner nun ein: Der Höhepunkt bei den Investitionen in Werke und Entwicklung sei überschritten, sagte Finanzchef Mertl. Er gehe davon aus, dass sein Unternehmen auch im Schlussquartal weniger ausgeben werde als vor Jahresfrist.
Zugleich leidet BMW unter den US-Zöllen sowie den EU-Einfuhrzöllen auf Elektroautos aus China, die BMW für die in China gebauten elektrischen Mini-Modelle zahlen muss. Finanzchef Mertl sagte, ohne diese Zölle wäre die Gewinnmarge im Autogeschäft im Sommerquartal um 1,75 Prozentpunkte höher ausgefallen. Einschließlich der Zölle lag sie mit 5,2 Prozent um 2,9 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Der Umsatz sank zugleich im abgelaufenen Quartal um 0,3 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)











