Inflationsrate fällt auf 2,3 Prozent – Dienstleister als Preistreiber

Berlin (Reuters) – Billigere Energie und langsamer steigende Preise für Lebensmittel haben die Inflation in Deutschland im Oktober gedämpft.

Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte und damit eine Schätzung bestätigte. Im September wurde mit 2,4 Prozent ein Jahreshöchststand erreicht. “Nach zwei Anstiegen in Folge ging die Inflationsrate im Oktober wieder leicht zurück”, sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Ruth Brand. “Inflationstreibend wirkten dabei die weiterhin überdurchschnittlich steigenden Preise für Dienstleistungen.”

Diese verteuerten sich um 3,5 Prozent, nach 3,4 Prozent im September. Experten zufolge hat das auch mit kräftigen Lohnsteigerungen zu tun. “Die EZB weist zwar darauf hin, dass in der Eurozone der Trend bei den Lohnzuwächsen nach unten zeigt und das gilt auch für Deutschland”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. “Aber es dauert offensichtlich eine Weile, bis sich dies auch bei den Dienstleistungen niederschlägt, die generell lohnintensiv sind.” Teurer wurden vor allem die Personenbeförderung (+11,4 Prozent), Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+8,0 Prozent), stationäre Gesundheitsdienstleistungen (+6,5 Prozent), Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+5,3 Prozent) sowie Pauschalreisen (+5,1 Prozent).

OLIVENÖL UND KARTOFFELN BILLIGER

Entlastet wurden die Verbraucher durch billigere Energie: Dafür mussten 0,9 Prozent weniger bezahlt werden als ein Jahr zuvor. Im September war das Minus mit 0,7 Prozent kleiner ausgefallen. Billiger wurden leichtes Heizöl (-6,0 Prozent), Strom (-1,4 Prozent) und Fernwärme (-1,0 Prozent). Teurer wurden Erdgas (+0,9 Prozent) sowie Brennholz, Holzpellets oder andere Brennstoffe (+2,5 Prozent) und Kraftstoffe (+0,4 Prozent).

Die Preise für Nahrungsmittel zogen um 1,3 Prozent an, nach 2,1 Prozent im September. Olivenöl verbilligte sich um 22,7 Prozent, Butter um 16,0 Prozent. Günstiger wurden Gemüse (-4,0 Prozent), darunter Kartoffeln (-12,6 Prozent). Einige andere Nahrungsmittel waren spürbar teurer als ein Jahr zuvor, darunter Schokolade (+21,8 Prozent). Auch für Fleisch und Fleischwaren (+4,3 Prozent) sowie Obst (+3,1 Prozent) fiel die Preiserhöhung deutlich aus.

Im Großhandel stiegen die Verkaufspreise im Oktober um 1,1 Prozent zum Vorjahresmonat. Im September lag die Teuerungsrate noch bei 1,2 Prozent. Der Großhandel ist das Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden. Preisveränderungen kommen meist verzögert und zumindest teilweise bei den Verbrauchern an.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für die Währungsunion eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Aktuell liegt sie mit 2,1 Prozent knapp darüber. Wegen der nachlassenden Teuerung hat sie ihren Leitzins von Juni 2024 bis Juni 2025 insgesamt achtmal gesenkt. Ökonomen rechnen nun mit einer längeren Pause.

(Bericht von René Wagner, redigiert von Philipp Krach)

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