USA und Schweiz nähern sich Handelsabkommen

Washington (Reuters) – Die USA und die Schweiz haben sich nach Angaben von Regierungsvertretern beider Länder bei Gesprächen in Washington einem Handelsabkommen angenähert.

Das Abkommen solle die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Importe senken und den Handelsüberschuss der Schweiz mit den USA verringern, teilten die Regierungsvertreter am Donnerstag mit. Der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin erklärte nach einem Treffen mit dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer, man habe “ein sehr gutes Gespräch gehabt” und “praktisch alles geklärt”. Parmelin lehnte es jedoch vorerst ab, Einzelheiten zu nennen, “bis alles klar” sei. Aus Schweizer Kreisen verlautete nach dem Treffen, eine Einigung sei praktisch erzielt worden.

Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter bezeichnete das Treffen als “sehr positiv”. Es könne zu einer Senkung der US-Zölle führen, wenn US-Präsident Trump den vorgeschlagenen Bedingungen zustimme. Die Schweizer Seite habe einen Plan zur Reduzierung ihres Handelsüberschusses vorgelegt. Die US-Regierung erwarte im Gegenzug eine deutliche Senkung der Schweizer Zölle auf US-Produkte sowie den Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse. Der Regierungsvertreter fügte hinzu, Ankündigungen von Schweizer Pharmaunternehmen wie Roche, in den USA zu investieren, hätten ebenfalls eine positive Wirkung. Die Schweizer Wirtschaft unternehme gezielte Anstrengungen, um viele der Aktivitäten, die das US-Defizit verursachten, in die USA zurückzuverlagern. Dadurch sollten die Ursachen dieser “Irritation” und des Defizits reduziert oder beseitigt werden.

Vergangene Woche hatten sechs Schweizer Wirtschaftsführer Trump im Weißen Haus gesprochen. Die Delegation, zu der auch der Chef des Luxusuhrenherstellers Rolex gehörte, überreichte Trump Medienberichten zufolge eine Rolex-Uhr für seine Präsidentenbibliothek und einen speziell gravierten Goldbarren. Daraufhin wies der Präsident seinen Handelsbeauftragten Jamieson Greer an, die direkten Verhandlungen zu intensivieren.

Volkswirten zufolge drohen die hohen US-Zölle das Schweizer Wirtschaftswachstum zu bremsen. Hans Gersbach, Direktor des KOF-Wirtschaftsinstituts an der ETH Zürich, bezeichnete eine mögliche Senkung der Zölle als “Lichtblick” für die Schweizer Industrie. Vor allem der Maschinenbau, die Hersteller von Präzisionsinstrumenten, die Uhrenindustrie und die Lebensmittelbranche würden von einer Senkung der Zölle profitieren. Bei einem Satz von 39 Prozent seien zwischen 7500 und 15.000 Vollzeitstellen in der Schweiz gefährdet. Bei einem Satz von 15 Prozent wären die meisten dieser Arbeitsplätze nicht mehr bedroht, sagte der Professor. In diesem Fall würde das Schweizer Wirtschaftswachstum, das von der KOF derzeit für 2026 auf 0,9 Prozent prognostiziert wird, wieder über ein Prozent steigen.

(Bericht von David Lawder, Andrea Shalal, Johne Revill, Ariane Luthi und Dave Graham, geschrieben von Esther Blank. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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