– von Matthias Inverardi und Tom Sims
Düsseldorf (Reuters) – Die Deutsche Bank will mit niedrigeren Kosten und mehr Wachstum nach der Spitzenposition in Europa greifen.
Das Frankfurter Geldhaus setzte sich am Montag im Rahmen eines Investorentags höhere Ertrags- und Gewinnziele für die Zeit bis 2028. “Wir haben alle Hebel in der Hand, um unsere Eigenkapitalrendite nach Steuern bis 2028 auf mehr als 13 Prozent zu steigern”, sagte Konzernchef Christian Sewing. Er schraubt die für den Profit zentrale Kennzahl ROTE (Return on Tangible Equity) damit hoch, bisher lag sie bei mehr als zehn Prozent. “Langfristig wollen wir der europäische Champion sein”, betonte Sewing. Die Deutsche Bank gehe wieder in die Offensive. Anleger reagierten am Nachmittag skeptisch – Aktien des Geldhauses gaben leicht nach.
Die Erträge sollen nun binnen drei Jahren um etwa fünf Milliarden Euro auf rund 37 Milliarden Euro steigen, rund zwei Milliarden Euro soll Deutschland zu dem Wachstum beitragen, sagte Sewing weiter. Er will zudem auf die Kostenbremse treten: Die Aufwand-Ertrag-Relation soll bis 2028 bei unter 60 Prozent liegen. Rund zwei Milliarden Euro sollen dabei eingespart werden. Das dürfte auch Auswirkungen auf die Personalzahlen bei dem Geldhaus haben. Profitieren sollen von den neuen Zielen die Aktionäre: Die Ausschüttungsquote soll auf 60 Prozent des den Aktionären zurechenbaren Konzerngewinns steigen – gegenüber dem aktuellen Ziel von 50 Prozent. Auch könnte es unter Bedingungen zusätzliche Ausschüttungen geben. Sewing will damit auch die Früchte des Umbaus der Bank einfahren: “Wir haben geliefert, was wir versprochen haben”, sagte er: “Wir sind heute ein anderes Institut.”
AUF KURS ZU ZIELEN 2025
“Wir liegen auf Kurs, unsere Finanzziele für 2025 zu erreichen, einschließlich einer Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent”, unterstrich der scheidende Finanzchef James von Moltke, dessen Nachfolger Raja Akram von der US-Großbank Morgan Stanley kommt. Nach neun Monaten lag die zentrale Kennziffer bei 10,9 Prozent. Die Erträge würden bei rund 32 Milliarden Euro erwartet, was über dem 2022 ausgegebenen Ziel von 30 Milliarden Euro liegt. Der Vorsteuergewinn soll bei rund zehn Milliarden Euro herauskommen.
Nur von ihrem Kostenziel war die Bank abgerückt. Ursprünglich war eine Aufwand-Ertrag-Relation von unter 62,5 Prozent angepeilt worden. Das hieß, dass für jeden Euro Ertrag dann weniger als 62,5 Cent aufgewendet werden müssen. Daraus sind weniger als 65 Prozent geworden. Nach neun Monaten lag die Kennziffer bei 63 Prozent, zum Jahresende werden es laut von Moltke wohl wirklich unter 65 Prozent. Zum Vergleich: Die kleinere Commerzbank peilt für 2025 eine Aufwand-Ertragsquote von rund 57 Prozent an. Europäische Großbanken schneiden im Durchschnitt deutlich besser ab als die beiden deutschen Institute – bei der Konkurrenz liegt die Quote nach EBA-Daten im Mittel bei 53 Prozent.
“SO STARK WIE NIE ZUVOR”
Sewing hatte bei seinem Amtsantritt 2018 ein von Verlusten und Skandalen gebeuteltes Institut übernommen, das um eine zukunftsweisende Strategie gerungen hatte. Er hatte von den damals knapp 100.000 Beschäftigten eine neue “Jägermentalität” gefordert, um der Konkurrenz Kunden abzunehmen und verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Zudem werde er “harte Entscheidungen treffen und umsetzen”. Ab 2019 veränderte die Deutsche Bank ihr Geschäftsmodell dann grundlegend. Stellen wurden gestrichen, Kosten ins Visier genommen.
Per Ende 2024 beschäftigte das Geldhaus noch knapp 90.000 Menschen. “Wir haben immer gesagt, dass 2025 für uns entscheidend werden wird. Am Ende dieses Jahres werden wir daran gemessen, ob wir mit unserer Transformations- und Wachstumsstrategie erfolgreich waren”, schrieb der Deutsche-Bank-Chef, dessen Vertrag im Frühjahr um drei Jahre bis April 2029 verlängert worden war, zu Jahresbeginn an die Mitarbeiter. “Wir sind so stark wie nie zuvor”, sagte er nun.
Die neuen Ziele setzen entsprechend auf Sewings Strategie der Globalen Hausbank auf. “Wir wollen als Globale Hausbank wachsen, indem wir auf unserer Position als Marktführerin in Deutschland und als europäische Alternative im globalen Bankgeschäft aufbauen”, sagte er. Dazu will die Bank gezielt in Wachstumsfelder investieren. Kapital soll zudem in Geschäftsfelder mit höherer Wertschöpfung umgeschichtet werden. Bereichen, die unterhalb der Zielvorgaben liegen, soll dagegen Kapital entzogen werden. Effizienzgewinne sollen auch durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz erzielt werden. Bis 2028 sollen diese insgesamt bei zwei Milliarden Euro liegen. Das Profit-Ziel (RoTE) Sewings liegt dabei auf Höhe des europäischen Konkurrenten BNP Paribas. Die Franzosen hatten für 2028 eine Marge von 13 Prozent in Aussicht gestellt.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











