Düsseldorf (Reuters) – Die steigenden Rüstungsausgaben der Nato-Staaten sollen Rheinmetall auch in den nächsten fünf Jahren auf Rekordkurs halten.
Die Düsseldorfer Rüstungsschmiede steckt sich deshalb neue Mittelfristziele, die sie am Dienstag den Investoren präsentierte. Der Konzern will seinen Umsatz bis 2030 auch dank der neuen Marine-Sparte auf rund 50 Milliarden Euro verfünffachen im Vergleich zu 2024, wie das Management im Rahmen eines Kapitalmarkttags mitteilte. Die operative Marge soll dann bei über 20 Prozent liegen, nach 15,2 Prozent im vergangenen Jahr.
Der Dax-Konzern hat dabei auch Zukäufe im Blick. So hatte Konzernchef Armin Papperger jüngst die Übernahme der Militärsparte der Bremer Lürssen-Werftengruppe angekündigt. Vom zivilen Geschäft mit der Autoindustrie will sich Rheinmetall dagegen verabschieden. Mit drei Investoren sei man dazu noch im Gespräch. Fortschritte will Papperger bis Ende des Jahres erzielen. An der Börse kamen die Pläne gut an: Die Rheinmetall-Aktien legten am Vormittag gegen den Trend um mehr als drei Prozent zu und waren damit der größte Gewinner im Dax.
Papperger verordnet Rheinmetall zudem eine neue Struktur mit fünf Sparten, um das Wachstum stemmen zu können. Diese umfasst Kampffahrzeuge, Munition, Air Defence, Digitales und Marine. Die Marine-Sparte soll durch die Übernahme des militärischen Teils der Bremer Lürssen-Werft entstehen und 2030 rund fünf Milliarden Euro Umsatz erzielen. 13 bis 15 Milliarden Euro sollen dann aus dem Geschäft mit Kampffahrzeugen stammen, 14 bis 16 Milliarden Euro soll der Verkauf von Munition beisteuern. Rheinmetall ist bereits der größte Munitionsproduzent Europas. Rund drei bis vier Milliarden Euro will Rheinmetall 2030 mit Air Defence – etwa gegen Drohnen – einfahren. Acht bis zehn Milliarden Euro sollen aus dem Geschäft mit der Digitalisierung stammen, das auch Satelliten umfasst. Papperger sagte, er hoffe, dass die neue Marine-Sparte Anfang 2026 stehe. Die Kartellbehörden müssen noch grünes Licht für die Übernahme geben.
KOOPERATIONEN MIT ANDEREN RÜSTUNGSKONZERNEN
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wird die westliche Rüstungsindustrie dringend für die Stärkung der Streitkräfte gebraucht. Zusätzliche Dynamik gewinnt die Branche durch höhere Rüstungsausgaben der Nato-Staaten. Rheinmetall eilt dadurch von Rekord zu Rekord. Der Konzern setzt auch auf Bündnisse mit anderen Rüstungsfirmen, um den Boom bewältigen zu können. Gemeinsam mit dem italienischen Konzern Leonardo wollen die Düsseldorfer Panzer bauen. Zudem kooperiert Rheinmetall mit Lockheed Martin und baut mit dem US-Rüstungsriesen unter anderem Flugzeugteile im nordrhein-westfälischen Weeze. Der gemeinsame Bau von Raketen ist in Arbeit.
Aber auch die Fertigung von Munition bauen die Düsseldorfer mit neuen Fabriken aus. Rheinmetall hatte angekündigt, ab 2027 insgesamt rund 1,5 Millionen Schuss Artilleriegranaten jährlich herstellen zu wollen. Der Konzern hatte erst Ende August ein neues Werk im niedersächsischen Unterlüß eröffnet, das bei voller Auslastung das größte Munitionswerk in Europa werden soll. “Mit den Projekten, die wir in der Pipeline haben, werden wir künftig in allen wichtigen Bereichen ein relevanter Akteur sein – zu Lande, zu Wasser, in der Luft und auch im Weltraum”, hatte Papperger gesagt. Rheinmetalls mittelfristige Ziele erstreckten sich bislang bis 2027 und umfassten einen Konzernumsatz von 20 Milliarden Euro und eine operative Marge von 18 Prozent.
(Bericht von Matthias Inverardi und Miranda Murray, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











