Berlin (Reuters) – Kanzler Friedrich Merz hat die Bedeutung seiner Bemerkung über seinen Abreisewunsch aus der brasilianischen Stadt Belem heruntergespielt.
Er gehe davon aus, dass er mit Präsident Luiz Inacio Lula da Silva auf dem G20-Gipfel in Südafrika ein “völlig unbelastetes” Gespräch führen werde, sagte er am Mittwoch auf Nachfrage. Er freue sich auf die weitere Begegnung mit Lula, mit dem er bereits bei seinem Besuch auf der Weltklimakonferenz in Belem eine “sehr gute persönliche Begegnung” gehabt habe. Er habe Umweltminister Carsten Schneider für dessen Gespräch mit Lula am Mittwoch herzliche Grüße mitgegeben.
Merz hatte auf einem Handelskongress vergangene Woche gesagt, dass Deutschland ein wunderbares Land sei. Er fügte hinzu: “Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, … wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.”
Dies hatte zu Kritik in Brasilien geführt. Lula sagte, dass Merz in Brasilien hätte tanzen und essen sollen, um zu merken, dass er dies in Berlin nicht so haben könne. In Deutschland kritisierten Grünen- und SPD-Politikerinnen Merz. “Die unbedachte Äußerung des Bundeskanzlers hat in Brasilien erhebliche Empörung ausgelöst”, sagte etwa die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori dem “Spiegel”. Die Äußerung bediene das Vorurteil vom “arroganten Deutschen” und falle in eine Phase, in der der Westen in Südamerika als “aggressiv und imperialistisch” wahrgenommen werde.
Bundesfinanzminister und SPD-Co-Chef Lars Klingbeil sagte am Mittwoch in Shanghai auf Nachfragen, dass der Merz-Besuch in Belem sehr gut gewesen sei. Es gebe gemeinsame Projekte mit Brasilien. “Ich habe auch wahrgenommen, dass es diese Irritation gibt, aber die werden wir sehr schnell ausräumen”, sagte Klingbeil. Er sei immer dafür, wenn Politiker frei reden dürften, so der SPD-Chef. Auch Sprecher des Umwelt- und Entwicklungsministeriums sagten, sie stellten keine Misstöne fest.
Der Regierungssprecher von Merz glaubt deshalb auch nicht, dass es Schäden für die deutsch-brasilianischen Beziehungen gibt. Merz habe im Gegenteil seine sehr kurze Reise zur Weltklimakonferenz in Brasilien “sehr intensiv genutzt, um die exzellenten Beziehungen Deutschlands zu Brasilien zu vertiefen”, sagte Stefan Kornelius in Berlin. “Dem Bundeskanzler liegt es fern, sich abfällig über Brasilien zu äußern.” Es gebe deshalb auch keinen Grund, sich zu entschuldigen.
(Bericht von Andreas Rinke, Miranda Murray, Maria Martinez; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











