Washington (Reuters) – Der US-Arbeitsmarkt hat im September überraschend deutlich zugelegt.
Es kamen 119.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Donnerstag mit Spannung erwarteten Bericht der US-Regierung hervorgeht. Ökonomen hatten nur einen Zuwachs von 50.000 Stellen erwartet. Allerdings wurde die Zahl der im August geschaffenen Arbeitsplätze revidiert. Statt eines ursprünglich gemeldeten Plus von 22.000 Jobs gingen 4000 Stellen verloren. Wegen des Haushaltsstreits in den USA fehlen derzeit aktuelle Daten vom Arbeitsmarkt. Ökonomen sind sich deshalb uneinig, ob die US-Notenbank Fed im Dezember ihre Zinsen senkt oder unverändert lässt.
“Der Beschäftigungsanstieg wird wieder einmal vor allem vom Dienstleistungssektor getragen”, sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. “Aufgrund des Shutdowns besteht aber weiter dichter Datennebel, der sich nur langsam lichtet.” Der Federal Reserve (Fed) fehlten damit zur Dezember-Sitzung wichtige Daten. “Eine Leitzinssenkung steht damit auf wackeligen Füßen, ließe sich aber als Vorsichtsmaßnahme allemal verkaufen”, betonte Hepperle.
US-WÄHRUNGSHÜTERN FEHLEN DERZEIT AKTUELLE JOB-DATEN
Wegen des 43 Tage langen Stillstands der Bundesbehörden infolge des Haushaltsstreits konnten die Daten zuletzt nicht veröffentlicht werden. Die Statistikbehörde des US-Arbeitsministeriums hatte am Mittwoch angekündigt, die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft für Oktober solle nun zusammen mit dem November-Bericht am 16. Dezember veröffentlicht werden.
Die Entscheidung hat erhebliche Auswirkungen auf die US-Notenbank. Sie wird ihre nächste Zinsentscheidung auf der Sitzung am 9. und 10. Dezember treffen müssen, ohne auf die vollständigen Arbeitsmarktdaten für Oktober zurückgreifen zu können. Der monatliche Bericht gilt als einer der wichtigsten Indikatoren für den Zustand der weltgrößten Volkswirtschaft und ist eine entscheidende Grundlage für die Geldpolitik der Fed, die neben der Inflation auch den Arbeitsmarkt im Blick hat.
Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg im September auf 4,4 von 4,3 Prozent. Insgesamt gebe es weiter das Bild einer schwächeren Beschäftigungsdynamik, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. “Umfragen unter Verbrauchern zeigen, dass es deutlich schwieriger geworden ist, eine neue Stelle zu bekommen.”
Sollten der Fed für ihren Zinsentscheid im Dezember zu wenig aktuelle Daten vorliegen, “wird sie im Zweifelsfall auf eine weitere Zinssenkung verzichten”. Die robusten Job-Zahlen im September hätten die Wahrscheinlichkeit für eine Lockerung der Geldpolitik zunächst reduziert. “Das heißt aber nicht, dass es dabei auch bleibt”, erklärte Gitzel. Die US-Währungshüter würden bis dahin noch einige Konjunkturdaten erhalten, um sich ein vollständiges Bild vom Zustand der US-Wirtschaft zu machen. Ralf Umlauf sagte, die Zinssenkungserwartungen hätten nun nochmals einen Dämpfer erhalten.
(Bericht vom Lucia Mutikani, Mitarbeit von Rene Wagner, geschrieben von Klaus Lauer; Redigiert von Ralf Banser)










