Kunden ziehen Milliarden von der Credit Suisse ab

Zürich (Reuters) – Das Vertrauen der Kunden in die krisengeplagte Großbank Credit Suisse bleibt angeschlagen.

Trotz des Ende Oktober angestoßenen radikalen Konzernumbaus ziehen sie weiterhin Milliarden von dem Schweizer Institut ab, wie Credit Suisse am Mittwoch vor der Abstimmung der Aktionäre über eine Kapitalerhöhung mitteilte. Auf Gruppenebene beliefen sich die Nettoabflüsse gemessen an den zum Ende des dritten Quartals verwalteten Vermögen auf rund sechs Prozent. Vontobel-Analyst Andreas Venditti bezifferte die Nettoabflüsse damit auf 84 Milliarden Franken.

“Im Wealth Management sind diese Abflüsse gegenüber den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen 2022 deutlich zurückgegangen, haben sich aber noch nicht umgekehrt und betrugen am Ende des dritten Quartals 2022 rund zehn Prozent der verwalteten Vermögen”, hieß es in der Mitteilung. In der Schweiz-Einheit hätten sich die Kundenguthaben stabilisiert.

Das Geldhaus konkretisierte zudem die im Oktober abgegebene Verlustwarnung für das vierte Quartal und stellte für den Zeitraum Oktober bis Dezember vor Steuern einen Fehlbetrag von rund 1,5 Milliarden Franken in Aussicht. Das wäre der fünfte Quartalsverlust in Folge. Geringere Einlagen und verwaltete Vermögen dürften den Nettozinsertrag sowie die wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenaufkommen schmälern und zu einem Verlust im Bereich Wealth Management führen, erklärte die Credit Suisse. Hinzu kämen negative Ertragseffekte durch den angekündigten Ausstieg aus Nicht-Kerngeschäften. Die Kundenaktivität im Wealth Management und bei der Schweizer Bank sei nach wie vor gedämpft und das Institut geht davon aus, dass diese Marktbedingungen auch in den kommenden Monaten anhalten werden.

An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Die Credit-Suisse-Aktien sackten um 5,4 Prozent ab. “Die massiven Nettoabflüsse im Wealth Management, dem Kerngeschäft der CS neben der Schweizer Bank, sind sehr besorgniserregend – umso mehr, als sie sich noch nicht umgekehrt haben”, erklärte Vontobel-Analyst Venditti. “Die CS muss das Vertrauen so schnell wie möglich wiederherstellen – aber das ist leichter gesagt als getan.”

Die Ziele für die Kapitalisierung bekräftigte die Credit Suisse. 2025 wird eine Kernkapitalquote (CET1) vor der Basel-III-Reform von mehr als 13,5 Prozent angestrebt. Während des gesamten Transformationszeitraums von 2023 bis 2025 soll eine Quote von mindestens 13 beibehalten werden. Die Aktionäre der Bank werden später am Mittwoch über eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund vier Milliarden Franken abstimmen. Mit dem Geld will die Bank, die im dritten Quartal einen Quartalsverlust von vier Milliarden Franken eingefahren hatte, Zweifel an ihrer Stabilität ausräumen und einen tiefgreifenden Umbau hin zu einem risikoärmeren Geschäft finanzieren.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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