Berlin (Reuters) – Auch nach den Feiertagen nimmt die Impfkampagne nicht das von der Bundesregierung angestrebte Tempo auf.
Am Montag wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Dienstag 226.582 Personen geimpft. Darunter befanden sich 17.976 Erstimpfungen und 181.441 Booster-Impfungen. Die Bundesregierung strebt aber im Januar rund 30 Millionen weitere Auffrischungsimpfungen an. Das Gesundheitsministerium hatte sich am Montag optimistisch gezeigt, dass sich die Zahlen nach dem Einbruch über Weihnachten und Neujahr wieder auf einem hohen Niveau stabilisierten. Aus Sicht des Grünen-Gesundheitspolitikers Janosch Dahmen sind bis zu 1,5 Millionen Impfungen am Tag nötig, um auf die erwartete Ansteckungswelle mit der Omikron-Virus-Variante vorbereitet zu sein.
Das Impftempo wird auch Thema der Spitzenrunde von Bund und Ländern am Freitag sein. Dann soll auch eine Entscheidung über die angestrebte Verkürzung der Quarantäne-Regeln für vollständig Geimpfte fallen. Hintergrund ist die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante, die bereits in Ländern wie Großbritannien, den USA, Frankreich oder Schweden für tägliche Höchststände an Infektionen sorgt. Einerseits wird ein Personalmangel in verschiedenen Bereichen durch zu viele Quarantänen befürchtet. Andererseits mehren sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Hinweise, dass Omikron-Infektionen mildere Krankheitssymptome auslösen. Es sehe so aus, dass Omikron vor allem die oberen Atemwege wie Nase, Rachen und Bronchien befalle statt etwa die Lunge, sagte ein WHO-Vertreter in Genf.
Der Gesundheitsminister von Schleswig-Holstein, Heiner Garg (FDP), forderte gegenüber Reuters eine Sondersitzung der Gesundheitsminister noch vor Freitag. Am Dienstag beriet die Expertenkommission der Regierung über die Quarantäneregeln.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) will auf der Bund-Länder-Runde auf die erneute Ausrufung des epidemischen Lage von nationaler Tragweite pochen. Auch die Grünen und die FDP in der Landesregierung in Kiel befürworten dies. Wenn die Ampelkoalition im Bund dies ablehnt, will Schleswig-Holstein am kommenden Montag eine landesweite epidemische Lage beschließen. Damit könnten weitere drastische Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie verhängt werden. In dem nördlichen Bundesland, das lange Zeit die niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzen aufwies, sind die Infektionszahlen in den vergangenen Tagen drastisch gestiegen.
Das RKI meldete am Dienstag bundesweit 30.561 Corona-Neuinfektionen. Das sind 9481 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche, als 21.080 Positiv-Tests verzeichnet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 239,9 von 232,4 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 356 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.