Dax kommt an Fronleichnam nur schwer voran – Fed im Blick

Frankfurt (Reuters) – Das Rätselraten um den künftigen Zinskurs der großen Notenbanken und das Abrutschen der Euro-Zone in die Rezession haben die Dax-Anleger an Fronleichnam vorsichtig gestimmt.

Im Feiertagshandel notierte der deutsche Leitindex am Donnerstagmittag mit 16.011 Zählern nur knapp im Plus. “Nach oben hat es der Dax ohne neue und überzeugte Käufer schwer”, sagte Thomas Altmann von QC Partners. “Und diese dringend notwendigen Käufer werden ohne neue positive Nachrichten kaum in den Markt kommen.” Der EuroStoxx50 gewann 0,1 Prozent. An der Wall Street zeichnete sich eine kaum veränderte Eröffnung ab.

Ihren Fokus richteten viele Anleger bereits auf nächsten Mittwoch, wenn der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ansteht. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten, dass die Währungshüter um Notenbank-Chef Jerome Powell das Zinsniveau der aktuellen Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent nicht antasten werden. Unklar ist aber, wie es danach weitergeht. Eine Pause im Zinserhöhungszyklus der Notenbanken bedeute nicht unbedingt das Ende von Zinsanhebungen, das realisierten einige Anleger gerade, sagte Kit Jukes von der Societe Generale.

WAS MACHT DIE FED?

Seit Anfang 2022 hat die Fed die Zinsen bereits zehn Mal in Folge nach oben geschraubt, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Der Dollar-Index verlor am Donnerstag 0,2 Prozent auf 103,88 Stellen. Der Euro notierte mit 1,0733 Dollar etwas fester. An den Bondmärkten ging es mit den Kursen bergab – im Gegenzug knackte die Rendite der zweijährigen deutschen Anleihen das erste Mal seit März kurzzeitig wieder die Drei-Prozent-Marke.

Neben der FED wirft auch die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits ihre Schatten voraus. Der EZB-Rat wird nach Ansicht von Experten in der nächsten Woche die achte Zinserhöhung in Folge beschließen. Volkswirte rechnen für den 15. Juni mit einer Anhebung um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den die Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, würde damit von aktuell 3,25 Prozent auf 3,50 Prozent steigen. Anleger fürchten, dass die Wirtschaft bei einer zu aggressiven Zinspolitik starken Schaden nehmen könnte. Aus den revidierten Daten des EU-Statistikamts Eurostat geht hervor, dass nach Deutschland nun auch die Euro-Zone konjunkturell auf Talfahrt gegangen ist. “Die Wachstumszahlen in Verbindung mit den Daten, die zeigen, dass die Inflation in mehreren Ländern der Euro-Zone hartnäckig bleibt, erschweren die Herausforderung für diejenigen, die in der Region über Zinsen entscheiden”, sagte Tom Hopkins, Portfolio Manager bei BRI Wealth Management. Die schwächere Kreditvergabe der Banken bremse die Investitionen und das Verbrauchervertrauen bleibe fragil.

THYSSENKRUPP IM AUFWIND

Bei den Einzelwerten war es schwer, eindeutige Gewinner und Verlierer auszumachen. Die Autowerte Continental, Porsche und Volkswagen notierten zwischen 3,5 und zwei Prozent fester. Einem Börsianer zufolge spekulierten Anleger auf neue konjunkturstützende Maßnahmen in China.

ThyssenKrupp standen zeitweise mit einem Plus von mehr als vier Prozent an der MDax-Spitze. Im Vergleich zum Vorwochenschluss haben die Titel mehr als fünf Prozent zugelegt. Ein Händler führte dies auf die mögliche Zusammenarbeit mit Mazagon Dock Shipbuilders Limited zurück. Mit der jüngsten Unterzeichnung einer Absichtserklärung hat Thyssenkrupp Marine Systems den Grundstein gelegt, um sich eventuell an der geplanten U-Boot-Beschaffung der indischen Marine zu beteiligen. Kurstreibend sei auch die Hoffnung auf baldige Neuigkeiten bezüglich Nucera, sagte der Händler. Der Konzern will einen Minderheitsanteil an der Wasserstofftochter an die Börse bringen.

Für Gesprächsstoff sorgten die Aktien von GameStop, die im vorbörslichen US-Handel um rund 20 Prozent abrutschten. Der US-Videospiele-Händler hat das vierte Quartal in Folge einen Umsatzrückgang verbucht und seinen Firmenchef Matt Furlong zwei Jahre nach dessen Ernennung gefeuert.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)