EZB-Volkswirte sehen Inflation auch 2025 noch über der Zielmarke

Frankfurt (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet auch in den nächsten drei Jahren eine Inflation über ihrer angestrebten Zielmarke von zwei Prozent.

Ihre Volkswirte rechnen für 2025 mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate in der Euro-Zone von 2,3 Prozent, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Für das laufende Jahr wird mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von 8,4 (September-Prognose: 8,1) Prozent gerechnet und für 2023 von 6,3 (5,5) Prozent. Im Jahr 2024 wird nach den Schätzungen der Notenbank-Volkswirte die Inflation bei 3,4 (2,3) Prozent liegen. “Die Inflation ist nach wie vor deutlich zu hoch”, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. “Sie wird den Projektionen zufolge zu lange über dem Zielwert bleiben.”

Die EZB stimmt zudem auf eine Rezession ein. “Im aktuellen und im nächsten Quartal könnte die Wirtschaft im Euroraum schrumpfen”, sagte Lagarde. “Ursächlich hierfür sind die Energiekrise, die große Unsicherheit, die weltweit nachlassende Wirtschaftstätigkeit sowie verschärfte Finanzierungsbedingungen.” Allerdings dürfte eine Rezession “relativ kurz und milde sein”.

Die Notenbank-Volkswirte erwarten für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone von 3,4 Prozent. Im September hatten sie 3,1 Prozent vorhergesagt. Für 2023 gehen sie von einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,5 (September-Prognose: 0,9) Prozent aus und für 2024 von unverändert 1,9 Prozent. 2025 rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent.

Die EZB hob zuvor im Kampf gegen die hohe Inflation, die im November mit 10,0 Prozent fünf mal so hoch ausfiel wie ihr Ziel, ihren Leitzins von 2,00 Prozent auf nunmehr 2,50 Prozent an. Den Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, setzten die Währungshüter in gleichem Umfang auf 2,00 Prozent hoch. Es war die vierte Zinserhöhung der Euro-Wächter in Folge innerhalb weniger Monate. Die Notenbank hatte nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik im Juli die Zinswende eingeleitet.

(Bericht von Frank Siebelt und Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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