Frankfurt (Reuters) – Die Aussicht auf eine Zinspause der US-Notenbank lässt die Dax-Anleger neue Rekorde jagen.
Der deutsche Leitindex sprang am Mittwoch in der Spitze um 0,7 Prozent auf ein Allzeithoch von 16.336,27 Punkten. Der EuroStoxx50 legte um 0,7 Prozent auf 4378 Zähler zu. An der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag ebenfalls eine höhere Eröffnung ab. Nach dem überraschend deutlichen Rückgang der US-Inflation rechneten Börsianer fest damit, dass die US-Notenbank die Zinsen am Abend in der Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent belassen wird. Auch die Erzeugerpreise stiegen im Mai deutlich langsamer. “Die Inflation in den USA kühlt sich weiter ab und macht damit den Weg frei für die erste Pause nach 15 Monaten Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve”, fasste Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets, zusammen. Das treibe die Aktienmärkte an.
Allerdings rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer nicht mit dauerhauft stagnierenden Zinssätzen. Entsprechend kam bei den Investoren keine allzu große Euphorie auf: das Dax-Plus schmolz am Nachmittag auf noch 0,4 Prozent zusammen. An den Terminmärkten sehen Börsianer momentan eine 63-prozentige Chance, dass die Straffungen bereits im Juli wieder weitergehen. Die Rally an den Aktienmärkten komme vielen Anlegern vor, wie ein schlechter Film, sagte Oldenburger. “Das Motto an der Börse lautet derzeit scheinbar, hoffen auf das Beste und vorbereiten auf das Schlimmste.”
DOLLAR GIBT NACH – ÖL WIRD TEURER
Am Fed-Entscheidungstag geriet der US-Dollar unter Druck. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung zu wichtigen anderen Währungen misst, gab um 0,2 Prozent auf 103,11 Punkte nach. Dagegen erholte sich der Euro weiter von seinem Zweieinhalb-Monats-Tief von Ende Mai und lag zuletzt bei 1,0811 Dollar. Nach der Fed wird die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihren Zinsentscheid verkünden. Experten rechnen damit, dass die EZB die Zinsen um weitere 25 Basispunkte anheben wird, um die hartnäckige Inflation einzudämmen.
Am Rohölmarkt zogen die Preise an. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich jeweils um rund 0,9 Prozent auf 74,99 und 70 Dollar pro Barrel. Eine Pause bei den Zinserhöhungen der Fed würde das Wirtschaftswachstum und die Ölnachfrage ankurbeln und die Preise stützen.
K+S NACH PROGNOSESENKUNG AUF TALFAHRT
Am Aktienmarkt verschreckte der Düngemittel- und Salzhersteller K+S die Anleger mit einer erneuten Prognosesenkung. Die Aktien rauschten bis zu 9,7 Prozent auf ein Anderthalb-Jahres-Tief herunter, grenzten ihre Verluste aber dann auf ein Minus von rund drei Prozent ein. Der Konzern begründete die Anpassung mit Unsicherheiten über eine Erholung der Kalipreise.
Der britische Glücksspiel- und Wettkonzern Entain vermieste den Anlegern mit einem geplanten Zukauf in Polen die Laune. Die Titel fielen in London um 8,5 Prozent. Entain will den in Polen ansässigen Sportwettenanbieter STS Holdings für 750 Millionen Pfund übernehmen, um seine Präsenz in Europa auszubauen.
Dagegen kamen die vorgelegten Umsatzziele von Wacker Neuson gut an. Die Aktien des Münchner Baumaschinen-Herstellers legten um 6,5 Prozent zu. Der Konzern will seinen Umsatz bis 2030 um mehr als drei Viertel steigern und die Rendite gleichzeitig nach oben schrauben.
Nach dem überraschenden Abgang des langjährigen Konzernchefs zeigten Anleger indes dem Computerzubehör-Hersteller Logitech die kalte Schulter. Die Titel des schweizerisch-amerikanischen Unternehmens sackten um mehr als zehn Prozent ab und waren damit der größte Verlierer sowohl unter den Schweizer Bluechips als auch den europäischen Technologiewerten.
(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)










