Frankfurt (Reuters) – Wegen der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben Investoren heimische Aktien am Donnerstag nur mit spitzen Fingern angefasst.
Eine anziehende Wall Street verhinderte allerdings größere Kursverluste.
Der Dax bröckelte um 0,1 Prozent auf 16.290,12 Punkte ab und blieb auf Schlagdistanz zu seinem Rekordhoch vom Mittwoch. Der EuroStoxx50 gab 0,2 Prozent auf 4367,39 Punkte nach. An der Wall Street stieg der breit gefasste Leitindex S&P 500 dank ermutigender Konjunkturdaten nach anfänglichen Verlusten auf bis zu 4410,05 Zähler, den höchsten Stand seit gut einem Jahr.
Die Europäische Zentralbank (EZB) straffte die Geldpolitik wie erwartet das achte Mal in Folge und schraubte den Leitzins auf vier Prozent. Gleichzeitig signalisierte EZB-Chefin Christine Lagarde für Juli den nächsten Schritt. “Sollte der Inflationsdruck im zweiten Halbjahr nicht deutlich nachlassen, wird die EZB mit ihren Leitzinsen zur Fed aufschließen müssen”, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. “Ein Hauptrefinanzierungssatz von fünf Prozent ist in diesem Falle durchaus denkbar.”
Dies gab dem Euro Rückenwind. Er stieg um 0,9 Prozent auf 1,0932 Dollar und steuerte auf seinen größten Tagesgewinn seit viereinhalb Monaten zu. Bundesanleihen flogen dagegen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 2,500 Prozent.
FED LEGT ZINSERHÖHUNGSPAUSE EIN – ÖLPREIS ZIEHT AN
Die US-Notenbank verzichtete am Mittwochabend (MESZ) zwar auf eine weitere Anhebung des Schlüsselsatzes, deutete gleichzeitig aber zwei weitere Schritte bis zum Jahresende an. Das sei mehr als bislang erwartet, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Das Thema Zinssenkungen noch in diesem Jahr ist spätestens seit gestern endgültig vom Tisch.”
Unterdessen deckten sich Investoren mit Rohöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 74,86 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein kräftiger Anstieg der Produktion chinesischer Raffinieren schürte Börsianern zufolge Spekulationen auf eine anziehende Nachfrage des weltgrößten Abnehmers. Zusätzlicher Rückenwind kam vom überraschenden Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze. Die Kauflaune der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
VOSSLOH ÜBERZEUGT MIT AUSBLICK – MANCHESTER UNITED IM BLICK
Bei den deutschen Aktienwerten gehörte Vossloh mit einem Kursplus von drei Prozent zu den Gewinnern. Dank florierender Geschäfte hob der Bahnzulieferer seine Geschäftsziele an. Die neuen Prognosen lägen über den Markterwartungen, kommentierte Analyst Alexander Thiel von der Investmentbank Jefferies.
An der Wall Street rückte Manchester United ins Rampenlicht. Insidern zufolge verhandelt der englische Fußball-Erstligist exklusiv mit einem Konsortium um Scheich Jassim bin Hamad al-Thani aus Katar über eine mehr als sechs Milliarden Dollar schwere Übernahme. Die in den USA notierten Titel des Traditionsvereins stiegen daraufhin zeitweise um knapp 15 Prozent.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










