Pandemie hat Rückversicherer Swiss Re weiter im Griff

Zürich (Reuters) – Die Corona-Pandemie hat Swiss Re weiter fest im Griff.

Zwar kehrte die Nummer zwei der Rückversicherungsbranche im vergangenen Jahr trotz Milliardenzahlungen für Naturkatastrophen und im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 1,44 Milliarden Dollar stand unter dem Strich aber deutlich weniger Gewinn als die von Analysten im Schnitt erwarteten knapp zwei Milliarden. An die Aktionäre will der Konzern aus Zürich eine Dividende von 5,90 Franken je Aktie auszahlen und damit gleich viel wie zuletzt. An der Börse kam das nicht gut an: Die Aktien von Swiss Re sackten im größten Kursrutsch seit zwei Jahren zeitweise mehr als acht Prozent ab.

Ohne Aufwendungen vor allem für vermehrte Corona-Todesfälle hätte der Gewinn Swiss Re zufolge drei Milliarden Dollar betragen. 2020 hatten vor allem Covid-bedingte Schadenzahlungen noch zu einem Verlust von 878 Millionen Dollar geführt. Die Prämieneinnahmen steigerte Swiss Re vergangenes Jahr um 4,8 Prozent auf 42,73 Milliarden Dollar. Marktführer Münchener Rück hatte 2021 sein Gewinnziel übertroffen und die Dividende um zwölf Prozent erhöht.

ÜBERSTERBLICHKEIT WEGEN COVID IN DEN USA KOSTET MILLIARDEN

Insgesamt zwei Milliarden Dollar kosteten die Swiss Re Schäden im Zusammenhang mit der Pandemie, überwiegend wegen einer erhöhten Sterblichkeit in den USA in den beiden Schlussquartalen. In der Sparte Leben-Rückversicherung fiel deswegen ein Verlust von 523 Millionen Dollar an. Im laufenden Jahr dürften vermehrte Todesfälle zu weiteren Belastungen führen, erwartet Swiss Re. Der Konzern geht für das Leben-Geschäft von rund 300 Millionen Dollar Gewinn aus.

Teuer zu stehen kamen den Rückversicherer 2021 auch Naturkatastrophen. Schäden durch den Wirbelsturm “Ida”, die schweren Überschwemmungen in Europa und andere Wetterextreme kosteten Swiss Re insgesamt 2,4 Milliarden Dollar. Die Entwicklung trieb die Nachfrage nach Versicherungsdeckung hoch. “Das Geschäftsumfeld ist das Beste seit etwa acht Jahren”, sagte Konzernchef Christian Mumenthaler. Bei den Vertragserneuerungen der größten Sparte Schaden-Rückversicherung im Januar steigerte Swiss Re das Prämienvolumen um sechs Prozent und konnte die Preise um vier Prozent anheben. Besonders stark war das Wachstum im Naturkatastrophen-Geschäft mit 24 Prozent.

Manche Experten stimmt diese Entwicklung indes skeptisch. Die höheren Katastrophenschäden im vierten Quartal und der starke Prämienanstieg im Bereich Naturkatastrophen bei der Erneuerungsrunde dürften die Debatte über die Volatilität der Erträge erneut anheizen, erklärten die Analysten der UBS. Swiss Re und andere Versicherer haben wiederholt gewarnt, dass unter anderem wegen des Klimawandels vor allem Sekundär-Schadenereignisse wie Überschwemmungen, Gewitter, Winter- und Hagelstürme oder Waldbrände stark zunehmen. Für diese im Fachjargon Secondary Perils genannten Katastrophen fehlen vielfach noch aussagekräftige Schadenmodelle.

NEUES RENDITEZIEL

Swiss Re nutzte die Jahresbilanz, um sich ein neues Renditeziel vorzunehmen. Im laufenden Jahr peilt der Konzern eine Eigenkapitalverzinsung (ROE) von zehn Prozent an, 2024 sollen es dann 14 Prozent sein. Vergangenes Jahr waren es 5,7 Prozent und ohne Covid-Schäden 11,6 Prozent. Seit 2016 galt, dass das Eigenkapital im Schnitt sieben Prozent mehr Ertrag abwerfen als zehnjährige US-Staatsanleihen. Aktuell entspräche das einer Eigenkapitalerzinsung von rund neun Prozent. “Das ROE-Ziel für 2014 ist ehrgeizig”, erklärten die Analysten der Bank Vontobel.

Der Konzern will bei einer Investorenveranstaltung am 7. April über seine Strategie und Finanzziele informieren.

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