London (Reuters) – Die britische Regierung nimmt wegen des Ukraine-Kriegs sieben weitere russische Oligarchen ins Visier und friert deren Vermögen ein.
Darunter sind der Eigentümer des Londoner Fußball-Clubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch, und der Chef des Ölriesen Rosneft, Igor Setschin. “Es kann keine sicheren Häfen für diejenigen geben, die Putins grausamen Angriff auf die Ukraine unterstützt haben”, sagte Premierminister Boris Johnson am Donnerstag. Sie dürfen nun nicht mehr nach Großbritannien einreisen und keine Geschäfte mehr mit britischen Unternehmen und Bürgern mache. Die Regierung schätzt das Vermögen der sieben Oligarchen auf zusammen 15 Milliarden Pfund.
In den vergangenen Tagen waren Forderungen nach Sanktionen gegen Abramowitsch und andere prominente Russen lauter geworden. Johnsons Regierung wurde dafür kritisiert, dass sie im Vergleich zur Europäischen Union und den USA zu zögerlich handele. Auf der britischen Sanktionsliste stehen nun etwa 20 wohlhabende Russen, denen enge Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Last gelegt werden – die entsprechende Liste der EU wuchs allein am Mittwoch um 14 Oligarchen auf 862 Personen und 53 Unternehmen. Die oppositionelle Labour Party erklärte, die Sanktionen seien richtig, kämen aber zu spät. Abramowitsch ist der einzige der sieben, der zwar in Großbritannien, nicht aber in der EU von Sanktionen betroffen ist. Der 55-Jährige hat die israelische und die portugiesische Staatsbürgerschaft.
Der Milliardär hatte in der vergangene Woche angesichts der drohenden Maßnahmen gegen ihn angekündigt, den FC Chelsea zu nach 19 Jahren verkaufen und mit dem Geld den Opfern des Kriegs in der Ukraine helfen zu wollen. Doch mit den Sanktionen liegt auch der Verkauf des amtierenden Champions-League- und Weltpokalsiegers auf Eis. Die britische Regierung, die den Verein nun faktisch kontrolliert, zeigte sich dafür offen, den Verkauf gleichwohl voranzutreiben. Die Mannschaft könne mit einer Sondererlaubnis weiter in der Premier League spielen. Es gehe darum, die Folgen für die Fans gering zu halten. “Diese Maßnahmen sollen ja die bestrafen, die Putin nahestehen”, sagte ein Regierungssprecher. Für den von dem Deutschen Thomas Tuchel trainierten Klub haben sich mehrere Interessenten gemeldet.
Abramowitsch gilt als Vertrauter Putins. Konkret legt ihm die britische Regierung zur Last, als größter Aktionär des an der Londoner Börse gelisteten russischen Stahlkonzerns Evraz “in die Destabilisierung der Ukraine verwickelt” zu sein. Unter anderem könne der Stahl von Evraz zum Bau russischer Panzer verwendet werden. Das Schatzamt taxiert das Vermögen Abramowitschs auf neun Milliarden Pfund.
Neben Abramowitsch und Setschin, den Großbritannien als “rechte Hand Putins” bezeichnete, stehen auf der britischen Sanktionsliste nun auch Oleg Deripaska, der am Energie- und Rohstoff-Konglomerat En+ Group beteiligt ist, Gazprom-Chef Alexej Miller, der Verwaltungsratschef der Bank Rossiya, Dmitri Lebedew, sowie Nikolai Tokarew, der Präsident der staatlichen russischen Pipelinegesellschaft Transneft, und der Chef der VTB Bank, Andrej Kostin. En+ kontrolliert auch den Aluminiumriesen Rusal.