Ukraine-Krieg beschäftigt BayernLB – Gewinn schrumpft 2022

München (Reuters) – Der nach oben geschnellte Gewinn der Bayerischen Landesbank (BayernLB) wird sich nach Einschätzung des Vorstands in diesem Jahr wieder normalisieren – wenn der Ukraine-Krieg nicht stärker ins Kontor schlägt als erwartet.

2021 hat sich der Gewinn vor Steuern vor allem dank Sondereffekten auf 816 (2020: 197) Millionen Euro mehr als vervierfacht, wie die Landesbank am Freitag in München mitteilte. Der Stuttgarter Rivale LBBW kam auf 817 Millionen. 2022 peilt der BayernLB-Vorstand um Stephan Winkelmeier nur noch 300 bis 500 Millionen Euro an. Der Umbau zu einem Spezialfinanzierer beginne sich auszuzahlen, sagte er. In Russland, Belarus und der Ukraine ist die BayernLB mit einem Kreditvolumen von 600 Millionen Euro engagiert, durch hohe Exportkredit-Deckungen liege das Risiko netto aber nur bei 165 Millionen.

Die Firmenkunden der BayernLB beschäftige der Krieg stark, sagte Winkelmeier. “Es gibt kein Kundengespräch, das nicht mir der Ukraine beginnt.” Sie zeigten Fotos von Fabriken, über die russische Panzer hinweggerollt seien, und von zerschossenen Gebäuden. “Das wird schon zu der einen oder anderen Belastung führen”, sei aber verkraftbar, sagte der BayernLB-Chef. Mehr Sorge bereiteten ihm die Zweitrundeneffekte. Energieversorger etwa brauchten angesichts der steigenden Preise Kredite, um die Liquidität zu sichern. Das Neugeschäft in den drei Ländern habe die BayernLB eingestellt.

Die Direktbank-Tochter DKB, die mit 369 (264) Millionen Euro den Löwenanteil zum Ergebnis vor Steuern beisteuerte, hat unter ihren rund fünf Millionen Kunden auch einige hundert russische – vor allem Inhaber der “Miles & More”-Karte der Lufthansa. Die Bank halte sich an alle Sanktionen, was viel Arbeit verursache, sagte der Vorstandschef. “Aber wir werden niemanden raussetzen, nur weil er einen russischen Pass hat. Wir verwalten mit Sicherheit kein Oligarchen-Geld.”

Die DKB profitierte 2021 von den vergünstigten Zinstendern der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 107 Millionen Euro, und auch in neuen Jahr sei daraus mit einem höheren zweistelligen Millionenbetrag zu rechnen, sagte Finanzchef Markus Wiegelmann. Winkelmeier bekannte sich erneut zur DKB, über deren Abspaltung immer wieder spekuliert wird. Sie sei integraler Bestandteil der BayernLB, “und das wird sich in den nächsten zwei Jahren auch nicht groß ändern”.

Pauschale Rückstellungen für die Corona-Krise konnten wieder aufgelöst werden. Zudem profitierte die Bank im vergangenen Jahr vom Verkauf zweier Gebäude – unter anderem das der Bayerischen Börse -, der 101 Millionen Euro einbrachte. Auch die Zentrale in der Münchner Innenstadt steht nun zum Verkauf. Sie sei viel zu groß für die geschrumpfte Belegschaft, die nur halb so viel Platz benötige, sagte Winkelmeier. Die Verhandlungen über einen Mietvertrag für eine neue Firmenzentrale seien aber wegen des Ukraine-Kriegs auf Eis gelegt worden.

Die Eigentümer, das Land Bayern und der bayerische Sparkassenverband, müssen sich trotz des Gewinnsprungs mit einer Dividende von 75 Millionen Euro begnügen, ebenso viel wie im Vorjahr. Dabei hat sich der Nettogewinn auf 556 (229) Millionen Euro mehr als verdoppelt.

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