– von Oleksandr Kozhukhar und Pavel Polityuk
Lwiw (Reuters) – Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte ist nach einer Explosion schwer beschädigt.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, ein Feuer auf dem Raketenkreuzer “Moskwa” habe die Explosion von Munition an Bord verursacht, sei aber gelöscht worden. Die ukrainischen Behörden teilten dagegen mit, das Schiff sei von zwei ukrainischen Neptun-Marschflugkörpern getroffen worden. Die Kämpfe zwischen den am 24. Februar in die Ukraine einmarschierten russischen Truppen und der ukrainischen Armee konzentrieren sich unterdessen immer mehr auf den Osten des Landes.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass sich immer mehr russische Militär-Konvois auf den Weg in den Südosten der Ukraine machten. Raketen-, Bomben- und Artillerieangriffe würden von den Angreifern weiter fortgesetzt, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Ukrainische Streitkräfte wehrten eigenen Angaben zufolge acht russische Angriffe in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk ab. Der britische Militärgeheimdienst rechnet mit größeren russischen Angriffen auf die ostukrainischen Städte Kramatorsk und Kostjantyniwka.
Der Gouverneur der südrussischen Provinz Brjansk berichtete unterdessen von ukrainischen Angriffen auf russisches Gebiet. “Heute ist der Ort Klimowo von der ukrainischen Armee beschossen worden. Zwei Wohnhäuser wurden in der Folge getroffen und es gab unter den Bewohnern Verletzte”, teilte Alexander Bogomas auf Telegram mit. Von der ukrainischen Armee und dem ukrainischen Verteidigungsministerium gab es zunächst keine Reaktion.
Die Ukraine und Russland vereinbarten nach Angaben der ukrainischen Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk einen neuen Gefangenenaustausch. Noch am Donnerstag sollten 30 Ukrainer nach Hause zurückkehren, sagte sie. Es handele sich um fünf Offiziere, 17 Soldaten und acht Zivilisten.
PUTIN WILL WIRKUNG DER ENERGIESANKTIONEN UMGEHEN
Wegen der EU-Sanktionen auch gegen Energielieferungen will Russland seine Exporte nach Osten leiten. Dazu sollte Russland damit anfangen, die entsprechende Infrastruktur zu bauen, sagte Präsident Wladimir Putin bei einer im Fernsehen übertragenen Regierungsbesprechung. Hintergrund seien die Pläne Europas, auf russisches Gas verzichten zu wollen. “EU-Länder sprechen davon, Energielieferungen aus Russland zu kappen, damit steigen die Preise und der Markt wird destabilisiert.”
Unterdessen kündigten westliche Länder weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Die USA wollen als Teil ihrer neuen Militärhilfe im Umfang von 800 Millionen Dollar erstmals auch Haubitzen an die Ukraine liefern. Damit beläuft sich die bisherige Militärhilfe der USA auf mehr als 2,4 Milliarden Dollar. Die US-Regierung listete die geplanten Lieferungen an Militärmaterial detailliert auf. Australien kündigte die Entsendung gepanzerter Transportfahrzeuge an. Die Vorsitzenden des Europa- und des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), wiederholten ihre Forderungen nach der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine.
Russland war am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. Westliche Staaten und die Ukraine bezeichnen die russische Invasion als nicht provozierten Angriffskrieg. Russland spricht dagegen von einer Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte und Entnazifizierung des Nachbarlandes. Mehr als vier Millionen Menschen sind inzwischen ins Ausland geflohen. Zehntausende Menschen wurden getötet oder verletzt. Ein Viertel der ukrainischen Bevölkerung wurde durch massiven russischen Beschuss von Städten obdachlos. Seither hat allein die EU bereits fünf Sanktionspakete gegen Russland beschlossen. Ein sechstes, das auch ein Ölembargo beinhalten könnte, ist in der Diskussion. Deutschland und einige andere EU-Staaten lehnen den Stopp russischer Öllieferungen derzeit noch ab.